Vor lauter Lauschen und Staunen sei still.Du mein tieftiefes Leben;Daß du weißt, was der Wind dir will.Eh noch die Birken beben.Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,Laß deine Sinne besiegen.Jedem Hauche gib dich, gib nach,Er wird dich lieben und wiegen.Und dann, meine Seele, sei weit, sei weit.Daß dir das Leben gelinge,Breite dich wie ein FeierkleidÜber die sinnenden Dinge.
Die roten Rosen waren nie so rotAls an dem Abend, der umregnet war.Ich dachte lange an dein sanftes Haar ...Die roten Rosen waren nie so rot.Es dunkelten die Büsche nie so grünAls an dem Abend in der Regenzeit.Ich dachte lange an dein weiches Kleid ...Es dunkelten die Büsche nie so grün.Die Birkenstämme standen nie so weißAls an dem Abend, der mit Regen sank;Und deine Hände sah ich schön und schlank ...Die Birkenstämme standen nie so weiß.Die Wasser spiegelten ein schwarzes LandAn jenem Abend, den ich regnen fand;So hab ich mich in deinem Aug erkannt ...Die Wasser spiegelten ein schwarzes Land.
Dann brachte mir dein Brief den sanften Segen,ich wußte, daß es keine Ferne gibt:Aus allem Schönen gehst du mir entgegen,mein Frühlingswind du, du mein Sommerregen,du meine Juninacht mit tausend Wegen,auf denen kein Geweihter schritt vor mir:ich bin in dir!
Denn das ist Schuld, wenn irgendeines Schuld ist:die Freiheit eines Lieben nicht vermehren um alle Freiheit, die man in sich aufbringt. Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies: Einander lassen, denn daß wir uns halten, das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen.
Der Panther(Im Jardin des Plantes, Paris)Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbeso müd geworden, daß er nichts mehr hält.Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbeund hinter tausend Stäben keine Welt.Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,der sich im allerkleinsten Kreise dreht,ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,in der betäubt ein großer Wille steht.Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupillesich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,geht durch der Glieder angespannte Stille -und hört im Herzen auf zu sein.
Du im vorausverlorne Geliebte, Nimmergekommene,nicht weiß ich, welche Töne dir lieb sind.Nicht mehr versuch ich, dich, wenn das Kommende wogt,zu erkennen. Alle die großenBilder in mir, im Fernen erfahrene Landschaft,Städte und Türme und Brücken und unvermutete Wendungen der Wegeund das Gewaltige jener von Götterneinst durchwachsenen Länder:steigt zur Bedeutung in mirdeiner, Entgehende, an.Ach, die Gärten bist du,ach, ich sah sie mit solcherHoffnung. Ein offenes Fensterim Landhaus –, und du tratest beinahemir nachdenklich heran. Gassen fand ich, –du warst sie gerade gegangen,und die Spiegel manchmal der Läden der Händlerwaren noch schwindlich von dir und gaben erschrockenmein zu plötzliches Bild. – Wer weiß, ob derselbeVogel nicht hinklang durch unsgestern, einzeln, im Abend?
Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,dem Wege, den ich kaum begann, voran.So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,voller Erscheinung, aus der Ferne an –und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen ...wir aber spüren nur den Gegenwind.
Masken! Masken! Daß man Eros blende.Wer erträgt sein strahlendes Gesicht,Wenn er wie die SommersonnenwendeFrühlingliches Vorspiel unterbricht.Wie es unversehens im GeplauderAnders wird und ernsthaft… Etwas schrie…Und er wirft den namenlosen SchauderWie ein Tempelinnres über sie.O verloren, plötzlich, o verloren!Göttliche umarmen schnell.Leben wand sich, Schicksal ward geboren.Und im Innern weint ein Quell.
Du darfst nicht warten,bis Gott zu dir gehtUnd sagt: Ich bin.Ein Gott, der seineStärke eingesteht,Hat keinen Sinn.Du mußt wissen,daß dich Gott durchwehtSeit Anbeginn,Und wenn dein Herz dir glühtund nichts verrät,Dann schafft er darin.
Wenn ich manchmal in meinem Sinnein Begegnen dem andern vergleiche:du bist immer die reichende Reichewenn ich der dürftige Bettler bin.Wenn du mir leise entgegenlebstund, kaum lächelnd, mit einem Maledeine Hand aus Gewändern hebst,deine schöne, schimmernde, schmale …:in meiner Hände hingehaltene Schalelegst du sie leichtgelenk,wie ein Geschenk.