Tag mit deinen kalten Blicken, Wie so frühe bist du da! Meinen Traum hast du vertrieben, Ach den lieben Traum, darin ich Liebchen sah. Grämlich bleich wie eine Greisin Blickt in mein Gemach die Welt. Weib, du wirst mit öden Händen Nimmer spenden, Was der Traum mir lieb gesellt. Schließe, Tag, dein kaltes Auge, Bleib ein Weilchen noch zurück, Laß mich blind und reglos säumen Und erträumen Heimlich noch ein wenig Glück.
Durch die Nacht mit dumpfem RauschenTreibt vorbei des Stromes Wut;Und mit träumerischem LauschenStarr ich auf die dunkle Flut.Schattenhafte Kähne wallenMir vorbei, in Nacht hinein;Liebe Stimmen, sie verhallen,Und die Strömung tönt allein.Ödes Schweigen, banges Dunkel!Schmerzlich irrt mein Blick empor.Da erblüht mit TrostgefunkelEin Gestirn dem Wolkenflor."Sieh, ich bleibe!" winkt sein Auge –Und die bange Seele ziehtAuf zu diesem treuen Auge,Wie ein Kind zur Mutter flieht.Wenn dereinst des Todes GrauenDieses Herz umspült und bricht,Lass noch einmal dich erschauenÜber Wassern, süßes Licht!Bis den letzten Liebesfunken,Der aus meinem Auge scheint,Deine Blicke aufgetrunkenUnd dem Sternenglanz vereint.
Vom Riesenfelsen, Wolke, niederzieh! Schlag dein Gewand Um mich her und flieh! Zu rauhen Höhen Trage mich empor, Wohin des Menschen Wort sich nie verlor. Wie scheut die wunde Seele diesen Laut! Wie rollt mein Auge, Wenn es Menschen schaut! Doch Fels und Wolke Sind mein stummer Trost; Erhabne Lieder Hör ich, sturmumtost. Beruhigt lieg ich, Wo der Gießbach rauscht, Ein Seelenkranker, So dem Freunde lauscht. Von grüner Matte Zeigt das goldne Licht Des fernen Landes Lächelnd Angesicht.
Durch silberne Halme Eisiger Scheiben Dämmert zu mir Ins Dunkel der Mond. Ich bin ein See, Erstarrt zu Eise, Darin sich spiegelt Der traurige Mond; Dürres Schilf Zittert und flüstert ... Ich höre dich weinen Und schluchzen, wie einst. Einst füllt´ ich achtlos Dir Tage mit Leide, Bis daß du weintest Aus schluchzender Brust. Wohl hab ich flehend Geküßt die Tränen, Doch war´s geschehen, Daß du geweint. Jetzt ist dein Auge Längst getrocknet ... Doch weinst du ewig In meiner Seele. Und ich muß weinen All deine Tränen, Geliebtes Antlitz Und noch viel mehr.