Vergänglich ist das festeste im Leben –Was trauerst Du, daß Liebe auch vergeht?Laß sie dahin in´s Reich der Zeiten schweben,Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht.Doch halte fest ihr Schattenbild im Herzen,Und segne dennoch freudig Dein Geschick,Schließt auch sich eine Reihe bittrer SchmerzenAn Deines Glückes kurzen Augenblick.Du hast gelebt, denn Liebe nur ist Leben!Sie nur allein webt um den dunklen Traum,Dem wir den Nahmen unsers Daseyns geben,Der höchsten Wonne glanzerfüllten Saum.So zürne nicht des Schicksals finstern Mächten,Wenn sie des Lebens Sonne Dir entziehn.Nicht ewig läßt sie sich in unsre Bahn verflechten,Ach, sei zufrieden, daß sie einst Dir schien.
Bleiche Camille, Du blühst verachtet im einsamen Felde,Denn Dein simples Gewand reizet die Lüsternen nicht.Farblos stehst Du verlassen im säuselnden Hauche des Windes –Nimmer wählt´ Dich zum Kranz jugendlich fröhliche Lust.Lass denn den schwärmenden Tross die bunteren Blumen erjagen,Kränke, Bescheidne! Dich nicht, dass Dich die Freude verschmäht.Blühe einsam nur fort am grünen Rande des Weges,Bricht auch die Liebe Dich nicht – findet das Leiden Dich doch.Heilsam wirkende Kräfte hat die Natur Dir in BusenMütterlich sorgsam gelegt, und sie verläugnen sich nicht.Lindernd stillest Du Schmerzen, wenn andre das Auge ergötzen,Und im einfachen Schmuck birgt sich Dein hohes Verdienst.
Umstarrt vom Eis des NordenIn trüber Einsamkeit,Ist mir ein Blümchen wordenDas duftend mich erfreut.Im Thaue bittrer ThränenEntfaltete es sich,Und heilte von dem SehnenNach bessrer Zukunft mich.Tief trag ich es verborgenIn der verschwiegnen Brust.Da wandelt´s meine SorgenIn stiller Wehmuth Lust.Um mein Geschick zu tragenGab mir´s des Himmels Huld.Wie heißt es? wirst Du fragen.Das Blümchen heißt – Geduld.
Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe; Wie er flatternd über Blumen schwebt, So entflieht sie oft auf leichten Schwingen, Und nur selten kehrt sie uns zurück. Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen, Strebt das kranke Herz mit leisem Weh; Möcht´ ihr gern die raschen Flügel binden, Gern sie bannen in der Treue Kreis. Aber wie des Schmetterlinges Farben Selbst in zarten Händen untergehn, So vernichten Fesseln auch die Reize, Die der Liebe freie Regung schmücken. Darum öffne ihrem kurzen Glücke Willig und geniessend Geist und Herz; Aber will es wankelmüthig weichen Trauere dann – doch halt es nicht zurück!
Was ist wahre Einsamkeit?Sind wir einsam, wenn das LebenRings von Stille ist umgeben?Wenn die rege PhantasieUns in schaffender MagieNeu beseelt mit süßem StrebenBilder der Vergangenheit? –Ist das wahre Einsamkeit?Nein, nur das ist Einsamkeit,Wenn sich Wesen um uns drängen,Denen nicht in zarten KlängenSich vernehmbar macht das Herz,Oft voll Wonne, oft voll Schmerz –Die uns das Gemüth verengenDurch der Langeweile Leid –Das ist wahre Einsamkeit!