Es trifft Freude, trifft Schmerzmit Pfeilen beide unser Herz.Doch Freude trifft nur wie zum Spiel,der Bolzen haftet nicht am Ziel.Des Schmerzes Pfeil, den der durchdrang,der schleppt ihn nach sein Leben lang.
Freiheit ist Liebe, Freiheit ist Recht,Zum Menschen weiht und adelt sie den Knecht,Bewaffnet steht sie an des Thrones Stufen,Und Achtung dem Gesetz hört man sie rufen.Achtung uns selbst und unsrer Menschenpflicht.Wer sie verletzt, verdient die Freiheit nicht!
Wer öffnet leise Schloß und Tür?Wer schleicht ins Haus hinein?Es ist der Sohn, der wiederkehrtZum tauben Mütterlein.Er tritt hinein! Sie hört ihn nicht,Sie saß am Herd und spann.Da tritt er grüßend vor sie hin,Und spricht sie: "Mutter" an!Und wie er spricht, so blickt sie auf,Und – wundervoll Geschick – Sie ist nicht taub dem milden Wort,Sie hört ihn mit dem Blick!Sie thut die Arme weit ihm auf,Und er drückt sich hinein;Da hörte seines Herzens SchlagDas taube Mütterlein.Und wie sie nun beim Sohne sitztSo selig, so verklärt – Ich wette, daß taub MütterleinDie Englein singen hört.
O, meßt nicht Liebe nach so engem Maß,Was wäre Liebe denn, wenn sie nicht gäbeMehr, als sie selbst empfing, wenn sie nicht trügeMehr, als sie auferlegt, wenn sie nicht stünde,Ein starker Fels, im Kampf empörter Winde,Wenn sie nicht treu und fest im Unglück bliebe,Der Hoffnung letzter Rest – was wäre Liebe?
Ein Wunder, ein Geheimnis ist der Kuß;Denn wie des Morgenlandes Weisen sangen,Die Lippe küßt, wohin das Herz sich neigt;Ehrfurcht die Hände, Sklavendienst das Kleid,Die Freundschaft auf die Wangen; auf die StirneKüßt tröstend Mitgefühl; doch auf die LippenDrückt Liebe ihren Kuß, wildloderndesVerlangen auf das müd´ geschloss´ne Auge,Und Sehnsucht haucht ihn seufzend in die Luft:Noch mehr! Ein Kuß ist das, was ihr ihn schätzt;Nichts, wenn ihr scherzt, und wenn ihr´s ernst meint, alles;Er kühlt und glüht; er fragt und er gibt Antwort,Er heilt und er vergiftet, trennt und bindet;Er kann versöhnen und entzweien, kannVor Wonne töten, und kann Tote wecken.Und mehr noch, mehr! Was könnte nicht ein Kuß?
Gedicht, du Seelenblütenflaum,Gedicht, du Lebensflutenschaum,Gedicht, du Äolsharfenklingen,Du Flügelschlag von Engelschwingen,Du Lethetrank, du Ahnungsblitz,Du Sommernacht mit milder Vollmondhelle,Du Rosenduft, du Himmelsblau der Seele,Gedicht, Gedicht, mein Morgenstern. –
Mein Herz ich will dich fragen: Was ist denn Liebe, sag? "Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag!" Und sprich, woher kommt Liebe? "Sie kommt und sie ist da!" Und sprich, wie schwindet Liebe? "Die war´s nicht, der´s geschah! Und was ist reine Liebe? "Die ihrer selbst vergißt!" Und wann ist Lieb am tiefsten? "Wenn sie am stillsten ist!" Und wann ist Lieb am reichsten? "Das ist sie, wenn sie gibt!" Und sprich, wie redet Liebe? "Sie redet nicht, sie liebt!"
Bei dir sind meine Gedanken Und flattern um dich her; Sie sagen, sie hätten Heimweh, Hier litt es sie nicht mehr!Bei dir sind meine Gedanken Und wollen von dir nicht fort; Sie sagen, das wär´ auf Erden, Der allerschönste Ort!Sie sagen, unlösbar hielte Dein Zauber sie festgebannt; Sie hätten an deinen Blicken Die Flügel sich verbrannt.