Hat nicht Lorbeer für dich Reiz,Der erst beginnt zu sprossen,Wenn über deinem Haupt vielleicht,Das Grab sich hat geschlossen:Dann wage nicht zum SternenkranzDes Ruhms den Blick zu heben;Denn nur verblendet fällt sein Glanz,O Armer, in dein Leben!
Wenn zwei, die sich am nächsten steh´n,Die Hand sich scheidend fassen,Sollst du vor ihrem Abschied gehnUnd sie sich selber lassen;Das heil´ge bitt´re Trennungsleid,Wie könntest du es stören?Die letzte bange SeligkeitSoll ihnen ganz gehören.Was sie in Thränen, Wort und BlickSich noch zu sagen eilen,Das spricht ihr eigenstes Geschick,Das kann kein Dritter teilen.Wenn auch nur Liebe voll und reinDich zu Verweilen triebe,Ach, du begehst doch Raub alleinAm Heiligtum der Liebe.
Der Strom sonst reich an vollen Wogen, Floß träge dahin, um auszuruh’n; Da kam der strenge Frost gezogen Und schlägt ihn leicht in Fesseln nun. Wie mancher, der durch träge Schwäche So glatt, doch kalt und herzlos ward, Wie mancher gleicht der toten Fläche, Die warnend dir entgegenstarrt. Erstarren kann nur, was verflacht ist, Die Well’ als Welle friert nicht ein; Wer sich zu rühren stets bedacht ist, Wird nimmer kalt und fühllos sein.
Sag´ nicht vom Leben, daß ein Glück es sei.Auch nicht ein Unglück oder eine Last;Wenn du es sagst, bist du in dir nicht freiUnd weißt noch nicht, was du am Leben hast.Das Leben, das in Wahrheit so zu nennen,Ist eine Arbeit, die dir aufgegeben;Als solche wag´ es freudig zu erkennen,Um dich zum Meister würdig zu erheben.Den Meister macht auch hier die Übung nur,Die treue Übung, die die Kraft dir mehrt,Und Tag für Tag auf ihrer sichern SpurFreundlich das Rechte recht dich schaffen lehrt.… Das Leben nur ist Unglück, Last und Pein,Das thatlos kränkelnd sich nicht selbst bestimmt,Und, wie ein farbeloser Dämmerschein,Im Zwielicht zwischen Traum und Wachen schwimmt.
Vertraue dich dem Licht der Sterne,Beschleicht dein Herz ein Weh,Sie sind dir nah in weiter Ferne,Wenn Menschen fern in nächster Näh´;Und hast du Thränen noch, so weine,O weine satt dich ungesehn;Doch vor dem Aug der Menschen scheine,Als wär´ dir nie ein Leid geschehn.Um vor die selber zu bestehen,Trägst du den Sieger in der Brust,Doch nicht die Menschen laß es sehen,Wie schweren Kampf du kämpfen mußt.
Und wenn dir Gottes Ratschluß sendetDer schwersten Prüfung höchste Pein,Dann hast du´s, ganz ihm zugewendet,Mit ihm zu tun und dir allein;Davon laß nicht die Lippe sprechen,Ob dir das Herz auch brechen will,Laß es in tausend Stücke brechen,Nur vor den Menschen schweige still.
Willst Gutes du und Schönes schaffen,Das lebensvoll das Leben mehre,Mußt du dich ernst zusammenraffenUnd darfst nicht scheu´n der Arbeit Schwere.Da hilft kein Schwärmen bloß und Hoffen,Kein Traum von künftiger Entfaltung;Nein, ringen mußt du mit den Stoffen,Und stark sie zwingen zur Gestaltung.
Fester Grund sei deinem Ich,nie dein Wort zu brechen!Drum vor allem hüte dich,Großes zu versprechen!Aber, auf dich selbst gestellt,handle groß im Leben,so, als hättest du der Weltdrauf dein Wort gegeben.