Wo ist die Werkstatt, drin die sichere Waffe,Das Wort, zum Pfeil, zum Schwert, zum Helm und SchildGeschaffen wird? Nicht wenig liegt daran,Zu Schutz und Trutz es tüchtig zu besitzen.Es recht zu schmieden, ist die große Kunst,Ist unsrer Zeit fast einziges Bestreben;Denn nicht mehr auf des Degens Spitze nur –Auch auf der Lippen Schneide ruht die Welt.
Urahne, Großmutter, Mutter und KindIn dumpfer Stube beisammen sind;Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,Großmutter spinnet, Urahne gebücktSitzt hinter dem Ofen im Pfühl. –Wie wehen die Lüfte so schwül!Das Kind spricht: »Morgen ist Feiertag,Wie will ich spielen im grünen Hag,Wie will ich springen durch Tal und Höhn,Wie will ich pflücken viel Blumen schön;Dem Anger, dem bin ich hold!« –Hört ihr’s, wie der Donner grollt?Die Mutter spricht: »Morgen ist’s Feiertag,Da halten wir alle fröhlich Gelag,Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;Das Leben, es hat auch Lust nach Leid;Dann scheint die Sonne wie Gold!« –Hört ihr’s, wie der Donner grollt?Großmutter spricht: »Morgen ist’s Feiertag,Großmutter hat keinen Feiertag,Sie kochet das Mal, sie spinnet das Kleid,Das Leben ist Sorg und viel Arbeit;Wohl dem, der tat, was er soll!« –Hört ihr’s, wie der Donner grollt?Urahne spricht: »Morgen ist’s Feiertag,Am liebsten morgen ich sterben mag;Ich kann nicht singen und scherzen mehr,Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer;Was tu ich noch auf der Welt?« –Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,Es flammet die Stube wie lauter Licht:Urahne, Großmutter, Mutter und KindVom Strahl miteinander getroffen sind;Vier Leben endet ein Schlag, –Und morgen ist’s Feiertag.
Laß dich nicht den Frühling täuschen,Herz, der dich mit Lust umringt,Wo mit wonnigen GeräuschenWald und Flur vom Leben klingt!Wo sich auf den Ästen wiegenKehlen voll von süßem Klang,Wo, als gäb´ es kein Versiegen,Flüsse brausen ihren Gang.Von den Bäumen, aus den Bächen,Aus dem hellen MorgenrotScheint ein tröstlich Wort zu sprechen –Lauschest du, so ist´s der Tod.Diese Welt – sie muß vergehen;Schneller noch der Lüfte Raub,Wirst als Asche du verwehen,Herz, wie flücht´ger Blumenstaub.Willst du bis zum Wesen dringen:Wende vom Erschaffnen dich!Willst du dich ins Leben schwingen –Einer zeigt als Führer sich;Der an solchem FrühlingsmorgenHinter sich ließ die Natur,Und, dem ird´schen Blick verborgen,In der Himmel Himmel fuhr!Was die Jünger dort empfanden,Als ihr Auge flog empor,Fühl es Herz, und aus den BandenFlüchte durch das Glaubens Tor!Mit den EwigkeitsgedankenBist du doch von Erde nur,Führt er dich aus den SchrankenÜber alle Kreatur.Was auf Erden Ihn umgeben,Ward Ihm Bild und Ahnung bloß,Und er atmete sein LebenStets nur in des Vaters Schoß.Sieh auch du im Glanz der ErdeNur vom Himmel einen Traum!Gleichnis dir des Höchsten werdeHaus und Herde, Blum und Baum!Wenn auf´s Leben du verzichtest,dann beginnt dein Lebenslauf;Wenn du dich als Staub vernichtet,Stehst du erst als Wesen auf!Deines innern Lebens SchwingenWachsen aus dem Erdentod;Eh´ er konnt´ ins Leben dringen,Hat auch Ihm das Grab gedroht.Blick hinauf zum Himmelsbogen,Siehest du den WiderscheinVon der Bahn, die er geflogen?Läßt dich nicht ein Schimmer ein?Will das Himmelslicht ermatten?Ringen Zweifel um den Sieg?Es ist nur der Wolke Schatten,Hinter der er aufwärts stieg.
Mit zwanzig leichten LenzenLag ich in diesem Wald,Und seh´ ihn heute glänzenIn gleicher Lichtgestalt;Es duften seine WürzenUnd seine Bäche stürzenJa, nimmer wird er alt.Mit rüst´gen MannesschrittenGeh´ ich noch durch ihn hin,Ich bin an Willen, Sitten,Ich bin der Alt´ am Sinn;Und dennoch muß ich sagen,Ich muß mit Schmerzen klagen,Daß ich ein andrer bin!Die Buchen und die Eichen,Mit Wurzeln tief und breit,Sie waren meinesgleichen,Was wußt´ ich von der Zeit?Gleich diesen FelsenquadernFühlt´ ich in allen AdernGetrost Unsterblichkeit.Wohl bin ich jetzt ein andrer,Bin kein Gewächs des Hains;Ich bin ein flücht´ger Wandrer,Und denke nur an Eins:Daß ich wie WindeswehenDurch diesen Wald muß gehen –O kurzer Traum des Seins!