Nie kehrt der Gedanke wieder,Der dem Augenblick entsprang, –Der mit glänzendem GefiederSich durch uns´re Seele schwang.Fess´le schnell den Götterfunken,Hauche ihn zur Flamme wach,Und Du siehst dann wonnetrunken,Was des Menschen Geist vermag.
Hinaus muß der Jüngling ins stürmende Leben,Denn Einsamkeit bildet, veredelt ihn nicht;Gedrängt von dem Schicksal muß muthig er streben,Dann übt er die Kräfte, erprobt seine Pflicht.Im Umgang mit Menschen, die tadeln und loben,Dort wird er gezwungen, sich selbst zu beschau´n;Er wird dort gedemütigt, wird dort gehoben,Und lernet ertragen, und lernt sich vertrau´n.So reifet der Jüngling, und kehret er dannZurück in die Heimath, dann ist er ein Mann.
Mit aller KunstErhasch´ die Gunst,Die heute lacht;Doch sei bedacht,Daß alle KunstNicht hält die Gunst,Die über NachtVerliert die Pracht.Drum üb´ die KunstWenn einst die GunstEh´ Du´s gedacht,Auf´s Neu´ erwacht;Hält dann die KunstDir fest die Gunst,Die Ruhm und MachtDir hat gebracht, –Dann ist die KunstDes Himmels Gunst,Die, wohl bewacht,Uns glücklich macht.
Sprich Wahrheit nicht frei in´s Gesicht, –Du wirst vehöhnt;Verkleid´ es hold mit Flittergold, –Man wird versöhnt.Es sei Dein Wort an jedem OrtDemütiglich;mach´ dir zur Pflicht: Schweig! – muckse nicht;Stets bücke Dich!Bist Du nur klug, hast Witz genug, –Dann steigst Du flugs;Um groß zu sein, trag´ frommen Schein;Doch – bleib ein Fuchs!
Schätze nie die Zeit gering,Wenn sie Unscheinbares bringt;Denke, daß das kleinste Ding,Wenn Dein Geist es tief durchdringt,Nur an der Minute hing,Die zum schnellen Schaffen zwingt.Doch wenn flüchtig sie entging,Eh´ der Geist sie ganz empfing, –Niemals dann den Preis erringt.Darum handle unbedingt,Wenn es in der Seele kling,Mit der Willenskraft beschwingt.Denn wer die Idee vollbringt,Die dem Augenblick entspringt, –Dem das Größte oft gelingt.Siehst Dich dann von Ehr´ umringt,Die die stolze Stirn umschlingt,Und des Dichters Lied besingt.
Hochgepriesen ist er,Fromme Bücher liest er,Hinaus in´s Freie geht er,Doch nichts von Gott versteht er,Als Heuchler stets gefällt er,Ehr´ und Titel hält er,Geheimen Luxus führt er.Manch´ sanftes Herz verführt er,Von Gottes Gnaden spricht er,Die höchsten Schwüre bricht er.Wo er geht, da schleicht er.Den frommen Schein bewacht er,Das dumme Volk verlacht er.
Bei der größten BedachtsamkeitUnd aller uns´rer Wachsamkeit,Kann der Verstand uns wenig nützen,Uns gegen Täuschungen zu schützen.Denn unversehens, eh´ wir´s glauben,Wird uns ein Irrthum Alles rauben,Weil ihn die Phantasie umzogen, –Die uns´re Weisheit oft betrogen.
Wenn die gedämpfte GlutSich müh´voll Luft verschafft,Dann dringt mit voller WuthHervor der Flamme Kraft.So, das gequälte Herz,Darf´s nicht dem Herzen nah´n:Es bricht der Liebe Schmerzsich endlich selbst die Bahn.
Des Herzens Armuth und des Geistes LeereSind heimisch meist in höh´ren Regionen,Wo Stolz und Dünkel, Rang und Reichthum wohnen,Und diese trachten, daß ihr Glanz sich mehre.Daß Langeweile sie nicht ganz verzehre,So wählen sie zur Kurzweil stets Personen,In deren Kreis sie dann, wie Götzen thronen –Und fordern keck, daß man sie hoch verehre.Wie sehr sind diese Armen zu beklagen,Die unaufhörlich nach Zerstreuung jagen;Denn, Leerheit ist die größte aller Plagen.Doch wo sich Herz, Gemüth mit Geist verbinden –Mag alles Andre auch um uns verschwinden –Wir wissen in uns selbst das Glück zu finden.
Hast Du Geld, dann bückt sich Jeder.Bist Du arm, dann drückt Dich Jeder.Hast Du Geist, verehrt Dich Jeder.Bist Du schön, begehrt Dich Jeder.Hast Du Witz, belacht Dich Jeder.Bist Du dumm, veracht´t Dich Jeder.Bist Du grob, verläßt Dich Jeder.Bist Du fein, hält fest Dich Jeder.Hast Du Herz, dann liebt Dich Jeder.Bist Du stolz, dann flieht Dich Jeder.Giebst Du gern, dann such Dich Jeder.Nimmst Du gern, verflucht Dich Jeder.Bist Du stark, dann schätzt Dich Jeder.Bist Du schwach, verletzt Dich Jeder.Bist Du krank, vermißt Dich Jeder.Bist Du todt – vergißt Dich jeder.