In völliger VertraulichkeitAllein mit ihrem HerzensfreundeLieß eine Dame ganz der LüsternheitDen Zügel. – Nach dem Spiel, das innig sie vereinte,Hielt sie noch mit zufriedner HandDen schönsten Szepter, der ein Weib noch je entzückte,Geheimer Freuden Unterpfand,Durch welches die Natur die Sterblichen beglückte. –Nicht beider Welten Gold, kein BlutReicht hin, so einen Szepter zu erringen,Ich würde selbst mit LöwenmutUm ein so seltnes Kleinod ringen,Und gäbe obendrein noch all mein Hab und Gut –Doch wieder zu der Aventüre:Ein andrer Herr kam ohngefähr dazuUnd sah durchs Schlüsselloch der festverschlossnen TüreDer ganzen Szene ruhig zu.Der Szepter wurde nun samt dem Galan entlassen,Der Riegel leise aufgemacht,Der fremde Herr hereingelassen,Zu dem sogleich die Dame sagt:"Verzeihen Sie, wenn ich Sie warten lassen,Ich schrieb." "Gewiß, Sie sind sehr glücklich,Madame", rief jener augenblicklich,"Daß Amor selbst zum Schreiben sie geführt,Da Ihre Hand so schön der Liebe Feder führt."
Petron sah jüngst voll Lüsternheitgewandlos Sylvien im Bade;was sich ein Mädchen sonst zu zeigen scheut,lag da vor ihm wollüstig en parade,Hals, Schultern, Busen, Wadesah er, und wer das sieht, bekommt auch mehr zu sehn.Und was er sah, war schön, zum Küssen schön.Nur aus Petrons vertieften Blickensprach Kummer und Verlegenheit,er sah mit unentschloss´nen Blicken,selbst bei dem sanfsten Händedrücken,bald rechts aufs Bein wie Schnee, bald links aufs schöne Knie.Für jedes fühlt er Sympathieund doch nicht Kraft zur Wahl – mit heimlichem Entzückensah Sylvia Petronens innern Streit :– Was fehlt dir, Kind? Wozu denn die Verlegenheit?Willst du –, sprach sie, – daß ich entscheide?So tu das Sicherste, damit keins Unrecht leide,und leg dich hurtig zwischen beide.