Immer geschmäht, verflucht – verstanden nie,Bist du das Schreckbild dieser Zeit geworden…Auflösung aller Ordnung, rufen sie,Seist du und Kampf und nimmerendend Morden.O laß sie schrei´n! – Ihnen, die nie begehrt,Die Wahrheit hinter einem Wort zu finden,Ist auch des Wortes rechter Sinn verwehrt,Sie werden Blinde bleiben unter Blinden.Du aber, Wort, so klar, so stark, so rein,Das alles sagt, wonach ich ruhlos trachte,Ich gebe dich der Zukunft! – Sie ist dein,Wenn jeder endlich zu sich selbst erwachte.Kommt sie im Sonnenblick – Im Sturmgebrüll?Ich weiß es nicht… doch sie erscheint auf Erden! –"Ich bin ein Anarchist!" "Warum?" "Ich willNicht herrschen, aber auch beherrscht nicht werden!"
Vielleicht, wenn einst die müden Augen brechen,Wenn niedersinkt des Todes finstere Nacht,Daß ein Gebet dann meine Lippen sprechen,Das nie im Leben der Verstand gedacht.Vielleicht, daß ich mit einer Lüge scheideVon einem Sein, das Wahrheit nur gekannt,Wenn ich des Lebens letzte Schmerzen leideIn Angst und Nacht und Irrsinn festgebannt.Dann unterlag mein Geist; dann brach mein Wille!Dann floh Vernunft! - Doch wenn ich es vermag,Dann künde noch der letzte Schrei, der schrille,Dann künde noch des Herzens letzter Schlag:"Ich glaubte nie an einen Gott da droben,Den Lügner oder Toren nur uns geben.Ich sterbe - und ich wüßte nichts zu lobenVielleicht nur eins — daß wir nur einmal leben!"
Es fragte mich heute dein bebender Mund, wer frei denn sei?Ich hob meine Hand zum Himmel und sagte: die Wolken sind frei,Und frei ist der Wind, der die Weiten der Welt im Fluge durchwühlt,Und frei ist das Meer, das den schimmernden Strand mit Küssen bespült.Frei sind jene Bergeshäupter, die nie ein Fußtritt bog,Und frei sind die ruhenden Wälder, die nie ein Ruf durchflog –Dort baut der Fuchs sein Nest, der Hirsch wirft sein Geweih:Natur, ihr glühendes Leben, ihr schweigender Tod, sie sind frei!Sprich, sahst du den Adler kreisen? Was lenkt seinen ziellosen Flug?Und sahst du ein Roß in der Wüste, das nie den Halfter trug?Vernahmst du mein Lied, mein stürmisches Lied, meinen ersten und letzten Schrei? –Das Meer und der Aar und der Wald, das Roß und mein Lied, sie sind frei!Dort spielt ein Kind am Ufer … die Barke durchschneidet den See …Es küßt die Rose der Tau – was lächelst du trübe und weh?Ach, jetzt erst versteh´ ich die Frage, die Frage: wer frei denn sei? –Wir Toren, wir Knechte der Torheit, nur wir sind nicht frei! -- -- --
O dies einsame GehnNun schon Stunden so hin ...Wer sagt, wo ich bin? –Und was mir geschehn? –Wie der Weg sich verläuft! –Geh ich recht, geh ich irr?In der Zweige GewirrDie Sonne verträuft.– Wie ihr Licht so entwichIn fliehendem Schein,Waren beide alleinWir: der Wald und ich ...
Ist schon vorüberMein kurzer Tag?Schon schaut ihm trüberMein Auge nach.So plötzlich starbenDes sinkenden LichtsVerblassende FarbenIn graues Nichts!Rings nur noch kühle Dämmerung ...Wie ich sie fühle –:Ich – nicht mehr jung! ...
Die Sonne will sterben. Es trübt sich mein Blick.Die Seele ahnt sehnend ihr künftig Geschick.Es taucht hinter Wolken die strahlende GlutDes sterbenden Lichtes in schlummernde Flut.Wie schön ist des Glutballs fliegender Tod!Die dämmernden Höhen in Purpur er taucht,Die schimmernden Wellen sein Kuß überhaucht…Da stirbt in den Wassern die schweigende Pracht,Der Himmel erlischt und bedeckt sich mit Nacht.Mein Herz ist von bebender Wehmut geschwellt:Ich sah dort versinken – Die Heimat der Welt!
So wird es kommen, so kommt es gewiß:Es naht die Nacht und die Finsternis,Wir stehen beide am Scheidewege.Stumm gehen des Herzens schmerzliche Schläge:"Noch bist du mein! – noch bist du mein!: –Viel will ich noch sagen und kann es nicht.Ich streichle nur immer dein liebes Gesicht.Von meinem Nacken löst du die Hände,Und ich begreife: das ist das Ende! –Und rings erblaßt der erste Schein …Dann küssest du mich zum letztenmalUnd schreitest zurück in dein Heimattal.Ich sehe, wie sich die Schatten breitenUm deine Gestalt – und jäh entgleitenSeh´ ich dich mir – und bin allein! …