Ein Pfeil nur, sagst du, kann verwundenUnd wer berührt von ihm, den StrahlSo recht in tiefster Brust empfunden,Der liebe nicht zum zweitenmal? –Seht ihr denn nicht, in jedem LenzeErwacht ein ganzes Blumenreich,Und allwärts schmücken frische Kränze,Die Flur, die erst vom Winter bleich.Der Baum treibt seine Blätterwonne,Es glänzt das Laub, es schwillt die Frucht;Er hat des neuen Frühlings Sonne,Sie ihn mit gleicher Brunst gesucht.Drum schmäht nicht, wenn in holdem TriebeDas Herz sich fühlt erfrischt und neu;Wie die Natur blieb es der Liebe,Wenn auch nicht dem Geliebten treu! –
"Bist noch immer nicht verglommen,Trübe Leuchte, stirbst noch nicht?All dein Öl ist dir genommen,Und es dämmert noch dein Licht?""Liebe strahlt, ein ew´ger Schimmer,Flamme, die stets wächst, nie ruht;Braucht kein Öl und brennt doch immer,Braucht nicht Nahrung ihrer Glut,Und doch löscht ihr Feuer nimmer."
Alles hat mir schon gelogen,Jedes Hoffen mich betrogen,Alles sich wie eitel TandWechselnd von mir abgewandt;Eines nur blieb mir getreu,Ewig wahr und ewig neu:Mein Herz – mein Schmerz!
Als mein Auge sie fandUnd mein Herz sie erkannt,O, wie glühte die BrustVon Entzücken, von Lust! Wie voll Düfte die Au´,Und der Himmel, wie blau!Und der Wald voll Gesang,Und die Lüfte voll Klang! Ohne sie, wie so kalt,Und die Welt, wie so alt,Und die Erde, wie leer,Und das Herz, ach! – so schwer.
Die Überraschte. Amor schlich in stiller NachtIn mein Haus verwogen,Wie ich morgens aufgewacht,War er eingezogen;Als ich zürnte, bat er sehr,Möcht´ ihn nicht verjagen,Sprach, er käm´ von weitem her,Würden uns vertragen;Hätt´ ihm nur ganz kurze ZeitHerberg geben sollen,Sey zu Gegendienst bereit,Hat Zins zahlen wollen!Und nun ist er noch im Haus,Will noch länger bleiben,Sagt, er gehe nicht hinaus,Könn´ ihn nicht vertreiben.Spricht, es sey nur Scherz von mir,Und fängt an zu lachen;Ihm gefalle das Quartier –Was kann ich da machen?Und zuletzt fing mit GewaltEr mich an zu küssen;Ob ich schrie, ob ich ihn schalt –Hab´ es leiden müssen! –
Ach, wär´ ich fern geblieben!Vom Sehen kommt das Lieben,Vom Lieben kommt der Schmerz:Mit ihm rastloses Sehnen,Mit ihm unzähl´ge Thränen, In Thränen bricht das Herz!Das Herz, gebrochen eben,Kann fürder nicht mehr leben,Muß sterbend bald vergehen.Bringt Liebe solche Noth,Und kommt die Lieb´ vom Sehen,So bringt das Sehen Tod!Ach wär´ ich fern geblieben
Mariechen saß am Rocken,Im Grase schlummert´ ihr Kind;Durch ihre schwarzen LockenWeht´ kühl der Abendwind. Sie saß so sinnend, so traurig,So ernst und geisterbleich;Dunkle Wolken zogen schaurig,Und Wellen schlug der Teich.Der Reiher kreist´ über dem Rohre,Die Möwe streift´ wild umher,Der Staub fegt´ wirbelnd am Wege,Schon fielen die Tropfen schwer.Und schwer von Mariechen´s WangenDie heiße Thräne rinnt,Und weinend in ihre ArmeSchließt sie ihr schlummernd Kind.Wie schläfst Du so ruhig und träumest,Du armer, verlaß´ner Wurm!Es donnert, die Tropfen fallen,Die Bäume schüttelt der Sturm!Dein Vater hat Dich vergessen,Dich und die Mutter Dein;Du bist, du armer Waise,Auf der weiten Erde allein!Dein Vater lebt lustig in Freuden;Gott laß´ es ihm wohl ergeh´n;Er weiß nichts von uns Beyden,Will Dich und mich nicht seh´n!Und stürzt´ ich, während Du schlummerst,Mit Dir in den tiefen See,Dann sind wir Beyde geborgen,Vorüber ist Gram und Weh! –Da öffnet das Kind die Augen,Blickt freundlich auf und lacht;Die Mutter schluchzt und preßt esAn ihre Brust mit Macht!Nein, nein, wir wollen leben,Wir Beyde, Du und ich!Deinem Vater sey vergeben,Wie selig macht´ er mich! –
Rastlos im FlugeÜber uns hinEilend die WolkenVorüberziehn;Und wie sie gehn,Wandernd im Zuge,Keine von allen wir wiedersehn.