Sehnsucht, auf den KnieenSchautest du himmelwärts –Einzelne Wolken ziehen,Kommen und entfliehen,Ewig hofft das Herz.Liebe – himmlisch WallenGoldener Jugendzeit –Einzelne Strahlen fallenWie durch PfeilerhallenIn das Leben weit.Einsam in alten TagenLächelt Erinnerung;Einzelne Wellen schlagenRauschen herauf wie Sagen:Herz, auch du warst jung!
Was ist das Glück?Ein süßer Traum der Gegenwart,Den milde Genien aufgespart –Vergessen der VergangenheitMit ihrem Leid –Vergessen aller Zukunft auch,Verhüllt in goldnem Nebelrauch –Ein reicher Wonnetag alleinIm Blitzesschein –Des Weltengeistes Anwesenheit,Das Vollgefühl der Ewigkeit,Kein Vorwärts mehr und kein Zurück –Das ist das Glück!
Ihr alten Bücher, glänzend noch bei NachtIn Gold und Leder und voll weiser Lehren –Ihr redet mir von einst´ger Kaiserpracht,Bringt Platon, Sirach, Epikur zu Ehren.Ihr baut mir eine Welt aus euren Blättern,Und Geister steigen auf aus euren Lettern.Ach, ich ersehne nur im MondenscheinEin lebend Herz, und eure Geister machenMich bitter fühlen, daß ich bin allein,Fern der Geliebten, fern dem holden LachenDes Mädchenmunds – o Plato, Epikur,Dagegen seid ihr arme Schelme nur.
So wild im Sturm die LebensreiseHinflutet sonder Ruh´ und Rast,Manchmal erklingen hör´ ich´s leise:Du hast mich nie im Ernst gehaßt.Die Menschen nur so klug und weise,Sie löschen gern, was heilig brennt.Manchmal erklingen hör´ ich´s leise:Wir sind von Fremden nur getrennt.Und trägt ein Traum im StrahlengleiseDie Seele hoch, von Gram betrübt,Manchmal erklingen hör´ ich´s leise:Du hast mich dennoch still geliebt.
Je älter du, je voller wird dein Herz,Doch wie ein Kirchhof nur, der voll von Toten,Die ausgelitten ihren Erdenschmerz. –Einst war es eine Au´, von rosenrotenMaiwolken überstrahlt, ein lust´ger Hain,Wo dunkle Wipfel holden Schatten boten. –Von Märchenblumen leuchtete der Rain,In tiefer Waldnacht hundert Brunnen rauschten,Auf Marmorgöttern blitzte Mondenschein. –Das war dein junges Herz. Verstohlen lauschtenGedanken, Phantasien, welche kühnMit Gleichgesinnten reiche Rede tauschten.Nun stehn Denkmale rings voll Immergrün –Denkmale rings – begrabener Gedanken,Begrabner Träume, die im Sturm verglühn.Verscholl´ner Tage Pläne hier versanken,Verscholl´ner Freude Namen stehn auf Stein,Bedeckt von Moos und blumenreichen Ranken.Zum Kirchhof ward des Herzens Jugendhain.Beisammen liegt, was sündig war und wacker,Je älter du, je voller wird er sein –Das Menschenherz auch ist ein Gottesacker!
Rauschende Bäche quellenden Lebens,Tönet wie Lieder in meine Ruh!Sehet, erfüllt ist´s: nimmer vergebensSchau´ ich in Sehnsucht den Wellen zu.Draußen in sommerdämmernder LaubeWiegt die holde Geliebte mein Kind,Hoch an dem Dache reift mir die Traube,Goldne Fäden die Parze spinnt.Schwellende Segel auf ruhigen WogenBringen mir Gäste, Früchte und Fracht;Meine Auen sind bienenumflogen,Nachtigallen singen bei Nacht.Rauschende Bäche quellenden Lebens,Spült ihr mich fort einst in Wogenschaum,Singen dann will ich: nicht vergebensHab´ ich geträumt den irdischen Traum!