»Wir sind die Armen, wir sind die Elenden, Arme und Elende sind wir nicht, Weil mit reichen Tönen, mit glückbeseelenden, Zu uns die Stimme der Zukunft spricht. Wir sind die drunten in Tiefen Wohnenden, Um unsre Stirnen noch streicht die Nacht, Doch wir beneiden die droben Thronenden Nicht um die prunkenden Sessel der Macht. Denn in die Tiefe sollen versinken Gleißende Herrlichkeiten der Herrn, Stürzen zur Rechten, stürzen zur Linken, Ob ihren Häuptern erbleicht der Stern. Aber zu unsern Häupten entflammen Sterne der Freiheit ihr funkelnd Licht, Goldene Säulen brechen zusammen, Nimmer, was wir erbauen, zerbricht. Uns ist gefallen ein Los vor allen Unvergleichlich und wahrhaft schön: Wir steigen aufwärts, und vorwärts wallen Wir zu des Lebens leuchtenden Höhn. Wir sind die Armen, wir sind die Elenden, Arme und Elende sind wir nicht, Weil mit reichen Tönen, mit glückbeseelenden, Zu uns die Stimme Gottes spricht.«
Ist das noch derselbe Himmel,Der sich über mir gespannt,Als im flackernden GewimmelWilder Feuer ich gebrannt?Ist das noch dieselbe Erde,Die mein rascher Fuß betrat,Als mit glühender GebärdeIch geschleudert Zukunftssaat?Erd´ und Himmel sind die gleichen,Und die gleichen Sonnen lohn,Doch die Seele rückt ihr ZeichenIn begrenzte Felder schon.Schritt für Schritt wird nun gemessen,Noch im Schwunge geizt die Hand,Rann doch zu viel Korn indessenAuf Morganas Wüstensand ...
Weihnacht, wunderbares Land,Wo die grünen Tannen,Sternenflimmernd rings entbrannt,Jeden Pilger bannen!Glücklich kindlicher GesangSchwebt um heilige Hügel,Schwebt der Heimat Welt entlang,Sehnsucht seine Flügel.Friedestarken Geistes MachtSehnt sich, zu verbünden,Über aller NiedertrachtMuß ein Licht sich zünden.Lebens immergrüner BaumTrägt der Liebe Krone –Und ein milder SternentraumKüßt die starrste Zone.
Mutter, aus der Ferne eilst du, Deinen Sohn zu sehen, Ach, die kranke Seele heilst du, Linderst ihre Wehen. Bin zermartert, bin zerschlagen Wie im Sturm die Eiche, Doch bei dir vergeht mein Klagen, Gute, Milde, Weiche. Wer der Zeit Meduse schaute Schon mit jungen Jahren, Wem´s in Höllenschlünden graute, Früh hinabgefahren: Laßt ihn in die treuen Augen Seiner Mutter blicken, Reine Wonne wird er saugen Und sich tief erquicken.
Ward je die Welt mir zum Verließ?O dumpfer Traum, der längst zerrann!Nun wandl ich durch ein Paradies,So schön, daß ichs nicht sagen kann. Ein warmer Regen hat getränktDen lichten Hain mit reichem Tau,Des Himmels frische Klarheit schenktDem jungen Tag ihr keusches Blau. Die Birkenblättchen beben schnellBei jedem Hauch vor Ungeduld,Er ist ihr trauter Spielgesell,Sie zittern ihm voll zarter Huld. Der wilde Birnbaum, weiß in Pracht,Lacht fröhlich wie ein Pfingstprophet,Der Edeltanne dunkle WachtHochfeierlich gen Himmel steht. Sein Frühkonzert der Maiwald gibt,Wie singts und klingts aus nassem Busch!Die Blumen glänzen, lenzverliebtUmspielt von hellem Falterhusch. Verstohlen lauscht ein schlankes Reh,Mit großen Augen schaut es zu –Wie ich sein stilles Staunen seh,Ist mir, am Stamm dort lehntest du . . .
Rote Rosen, die glühen, Zeugen glücklicher Zeit, Als von Sorgen und Mühen Das Herz befreit! Über Trauer und Trümmer, Wüsten, häßlichen Graus, Blühenden Lebens Schimmer, Neu breite dich aus! Blüten, lang nicht beschieden, Gruß aus schenkender Hand, Boten der Sehnsucht nach Frieden, Segnet, o segnet das freudlose Land!
Höhnisch Heulen Von herben Winden! Rauhe Schauer Rieseln durch Mark und Bein. Wirbelnde Blätter Von den Linden Schleifen in öden, Schlüpfrigen Schlamm hinein. Wolken weinen da droben; Pessimistische Zähren Spritzt mir der Sturm ins Gesicht – Leben voll Jammer und Schwären! Trotzig dich wehren! Kämpfend verklären! Lockenschüttelnd das Haupt erhoben, Seele voll Licht! Freude gebären! Modre, vermodre Du nur, du nur im Sumpfe nicht!
Nach Glück und Glanz und GloriaMit Peitschenhieb und HussassaDurch die Täler, über die Hügel! –Mit schläfrigem Zügel,Den Buckel voll Prügel,Im HundetrabDurch öde Niedrung ins Bettelgrab.
»Gebt mir eine Riesenbombe,Und ich will die Welt befrein!«– Narr! Auf deiner HekatombeWird ein neuer RiesenhaufeMorgen nach der roten Taufe:»Cäsar Heil! Heil Mammon!« schreinUnd der »Freiheit« deiner BombeIn den schäumenden Blutkelch spein.
Schaumgekrönter Überschwang, Roter Blütenrausch – Melancholischer Gesang, Welkes Blattgerausch. Silberheller Jubelchor, Jauchzen Berg zu Tal – Stilles Schluchzen, schwarzer Flor, Schütternder Choral. Mir ein süßer Herzenswahn, Dir ein bittrer Hohn – Heute winkt ein Kanaan, Morgen ist´s entflohn ...