Da kommt der Mai mit Schalle!
Die Vögel singen alle;
In farbenreichem Kleide
Strahlt zauberisch die Haide.
Doch scheint ihr Glanz verblichen,
O Frau´n, mit euch verglichen.
Ihr sed so himmlisch gut,
So frei von falschem Muth,
Ihr süßen Minniglichen;
Ein Kuß von eurem Munde
Labt in des Herzens Grunde,
Mehr noch von Armen, schön und blank,
Ein williger Umfang.
Wer Tugend liebt und Ehre,
Der merke sich die Lehre,
"Er soll zu allen Zeiten
Der Frauen Lob verbreiten." -
Manch wonniglicher Segen
Beginnt wohl sein zu pflegen,
Wenn er sie fröhlich grüßt
Und fein die Rede süßt,
Nie kalt und nie verwegen.
Wenn rothe Lippen lachen
Muß alle Trauer schwachen;
Des holden Augenspieles Fund
Macht Herzen lieblich wund.
O Jubel, euch zu dienen!
Zwei Lippen wie Rubinen,
Zwei zarte Rosenwängel
Und Blicke wie die Engel
Muß jeder gerne schauen
Und eurer Huld vertrauen. -
Vor alle, was da lebt,
Und höchsten Ruhm erstrebt,
Ziemt euch der Rang, o Frauen!
Mit hunderttausend Munden
Kann Niemand würdig kunden
Und singen, was mein Lieb erhob:
Der Frauen Werth und Lob.