Schwarzes Eisen, kalt und spröde,Schelten möchte ich dich nicht,Weil es dir an LebenswärmeUnd an Biegsamkeit gebricht.Bist du doch in FeuersgluthenZischend einst emporgewallt,Eh´ du unter HammerschlägenMußtest werden starr und kalt.Und, so sollt auch ihr nicht schelten,Wenn ihr seht ein kaltes Herz,Sollt ihm heißes Mitleid zollen,Weil es gleicht dem todten Erz.Wißt ihr denn, ob es nicht glühend,Zischend einst emporgewallt,Bis es unter SchicksalsschlägenWard wie Eisen starr und kalt?
Geschieden ist die Sonne,Kein Blümlein mehr mag blüh´n,Und nur des Epheus BlätterSchmückt noch ein sanftes Grün.Und freudig uns´re SeeleDarauf die Hoffnung baut,Daß es nach ödem WinterDen Frühling wieder schaut. –So wird der bangen SeeleDie tiefer Schmerz erfüllt,Im Lebensgrün der HoffnungEin neuer Trost enthüllt.Ein Frühling lacht ihr wieder,Und Blumen pflückt die Hand,Fällt manche WehmuthsthräneAuch auf des Kelches Rand.Und wie der Epheu innigSich Rank´ an Ranke schmiegt,wird die Seele stillerAn Freundes Herz gewiegt.
Wolken seh´ ich geh´n und kommen, Und ewig droht der Winter fortzuwähren – Die Seele war so trüb mir und beklommen, Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen, Sie und des Himmels Stirne aufzuklären. Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben! Schneeglöcklein sind der kalten Erd´ entsprungen, Sie haben siegend sich hervorgerungen, Erweckt von eines Sonnenkusses Leben. Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen! Ihr wollt in´s Herz mir neues Leben senken! Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen, Weil er der Sonne einz´gen Kuß empfangen, So soll mir Frühling euer Anblick schenken!
So tief verwundet ist dies Herz –Es möchte sich in Nacht versenken,Nicht sehen, hören und nicht denken,Nur fühlen seinen bitt´ren Schmerz!So kostet´ es ihn bis zum Grund,Es müßte langsam sich verbluten,Und aus den ausgebrannten GluthenErhöb´ es sich vielleicht gesund.Nun aber wird der laute Tag,Der ihn geschäftig will zerstören,Des Herzens Qual nur noch vermehren,Nicht stark es machen, sondern schwach.Doch sei´s getragen – nach dem WieNicht fragt der Selbstbeherrschung Wille;Nur Aug´ und Lippe, haltet stille,Das inn´re Leid verrathet nie!
Warum, o armes Herz,Willst du so tief versenkenDich in Erinnerungsschmerz,Und weinend nur gedenkenAn Alles, was du jeGeliebet und besessen,Kannst der Enttäuschung WehDenn niemals du vergessen?O, sieh auf´s Leben frei,Als wär´ es eine Bühne:Am bunten MancherleiZu freuen dich erkühne;Warum willst du alleinDie Treue stets bewahren?Mach´ es wie Andre fein,Laß´ hin, laß´ hin sie fahren!Pflück´ heute dieses Blatt,Und jene Blume morgen,Und bist du ihrer satt,Dann wirf´ sie ohne SorgenHinweg, so hat man dichJa weise auch belehret –Ein Thor nur fraget sich,Ob er ein Herz verheeret!Genieße, spricht die Welt,Genieße rasch das Neue,Wenn´s nicht mehr dir gefällt,Geh´ von ihm ohne Reue!Und wahrlich, sie hat Recht,Drum werde klug mein Herze –Sei wen´ger warm und ächt,Verlache und verschmerze!
Kam die Liebe in mein Herz gezogen,Kam nicht wie ein heitrer Sommertag,Kam nicht wie das junge Grün im Walde,Wie die duft´ge Blume auf der Halde,Kam wie Noth und bitt´res Ungemach.Wohl ist wie ein Sommertag sie kommen,Aber ganz von Staub und Gluth erfüllt;Wie das Grün vom nächt´gen Frost verheeret,Wie die Blume, die der Wurm verzehret,Eh´ die Knospe sich noch ganz enthüllt!Anders, anders ahnte sie die Seele,Anders hoffte sie mein pochend Herz;Aber, ob sie mir im FestgeschmeideSei erschienen, ob im Trauerkleide,Nimmer tausch´ ich meinen süßen Schmerz!
Hier will ich sitzen und ruhenAn diesem lieblichen Ort,Will schweifen lassen das AugeIn´s Weite von Ort zu Ort.Will stille sitzen und denkenAn Alles was ich geliebt,Will Alles, Alles vergessen,Was mich verletzt und betrübt.Und kann ich es denn verbannen,Woran ich nicht denken will?Wie bleibt es beim frohen ErinnernIm Herzen so öd´ und so still!Es sind so innig verbundenIn mir die Freuden und Weh´n,Daß nur vereint sie entschlummern,Vereinigt nur aufersteh´n!