Halt ich sacht auf weißem Felde,Märchen sinnend, stillerlauschten,Ist´s, als ob zu meinen HäuptenNahe Flügelschläge rauschten.Ist es mir, als ob der SchneewindWarme Blumendüfte brächte,Blumenduft von tausend Beeten,Aus der Glutpracht fremder Nächte.Behend eil´ ich in den Garten,Wo die Bäume silbern stehn,Um in zitterndem ErwartenNach den Zweigen aufzuseh´n.Streif den Schnee von ihnen zärtlichDer sie in sein Weiß versteckt,Und erblick, o lieblich Wunder!Junge Äuglein, schlafbedeckt.Frühling! Nach des Sommers AbschiedNahst du schon mit leisen Küssen,Und es gibt gar keinen Winter,Und kein kaltes Sterbenmüssen.Streift den Schnee nur von den Dingen,Drunter grünen neue Triebe,Und ihr spürt des Lebens JugendUnd die Urkraft seiner Liebe.
Tiefblau der Himmel,hell glänzt der Firn,da fällt ein Tropfen auf meine Stirn.Ich wend mich um,und spähe, spähe…nicht Wolken, nicht Menschenin meiner Nähe.Du schöner Himmel,von Glanz umwoben,sag, weinen denndie auch dort oben?
Das Feuer schleicht in den GassenMit leisem Raubtiertritt,Die schönen Töchter, die blassen,Vernehmen nicht seinen Schritt.Sie ruh´n auf weichen Fellen,Müd´ von Gelagen und Tanz,Vom Trank aus verbot´nen Quellen,Von wilder Opfer Glanz.Sie träumen von dunklen Freuden,Von heimlicher Harfen Klang,Von königlichem Vergeuden,Und lachendem Ueberschwang.Sie träumen von – Cherubsflügeln, –Da stoßen die Wächter ins Horn,Rot über Straßen und HügelnLodert Jehovas Zorn. – –
Niemand zu Liebe, niemand zu Last,Ist sie erloschen und verblaßt.In ihrem Stübchen sann sie und sann,Bis ihr einsames Leben darüber verrann.Keiner hat nach ihr die Hand ausgestrecktUnd die flügelgebundene Seele erweckt.Keiner hat in der SommernachtZu seligem Weinen sie gebracht.Und doch flogen Locken auch ihr ums Gesicht,Und ihre Augen glänzten jung und licht.Und doch schlug auch ihr in verschwiegener BrustDie Sehnsucht nach Sonne und Frühlingslust.Niemand zu Liebe, niemand zu Last,Ist sie erloschen und verblaßt.
Auf dem Wipfel eines Waldbaumssaß meine Jugendund rief: Fang mich, fang mich!Und ich kletterte und strebte,sie zu erhaschen;doch lächelnd schwang sie sichhöher und höher . . .Von der rosenroten Zinneeines schwebenden Wölkleinswinkte sie nieder:Fang mich, fang mich!Und ich stieg auf einen Berg,wo die Wolken wohnen,sie zu haschen.Doch höher und höherschwang sie sich.Aus dem tiefgoldnen Glanzdes Morgensternssah ich ihr Antlitzwinkend sich neigen:Fang mich, fang mich!Auf denn, zu den Sternen!