Und kommst du nicht am Tage,So komm im Traum zu mir;Gewiß, gewiß ich sageDir tausend Dank dafür.Komm immer so wie heute,Da ich entschlummert kaum,Wie holdes BrautgeläuteErklang mein ganzer Traum.Wohl sind noch meine Lider,Wenn ich erwache, feucht –Doch komme immer wieder,Vor Glück weint´ ich vielleicht.Ich fleh´ es, wie mit KosenDer Nachtigall GebetVom jungen Frühling RosenIn kalter Nacht erfleht.O komm mit aller Plage,Die du mir schon gebracht,Und kommst du nicht am Tage,So komm im Traum der Nacht.
Seit sie gestorben, ist mir eines gewiß:Daß es ein Ewiges muß geben!Denn über meines Herzens RißFühl´ ich ein ew´ges Leben schweben,Seit sie gestorben.Seit sie gestorben, bin ich stolz und kühn:Ich weiß es nun, was Herzen tragen!Was sind mir fürder alle Mühn?Was giebt es ferner noch zu wagen,Seit sie gestorben.Seit sie gestorben, lebt im Herzen mirEin Bild der seligsten Verklärung,Bin ich ein Baum, den für und fürDie Heil´ge schützet vor Zerstörung,Seit sie gestorben.Seit sie gestorben, ist ein fester WallDer Einsamkeit um mich gezogen;Vergebens ist der ÜberfallDer Freuden, die mich rings umwogen,Seit sie gestorben.Seit sie gestorben, hat die tiefste Ruh sich heimisch in mein Herz gesenket,Die Seele schließt die Augen zuUnd ahnt und träumt mehr, als sie denket,Seit sie gestorben.
Fern von Gottes Herzen,Ihrem Heimatland,Ist die Seele einsamAn die Welt gebannt.Ein geheimes trauernWinkt ihr himmelwärts,Doch ihr fehlt VerständnisFür den eignen Schmerz.Bis das Lied des Himmels,Bis sich niedersenktLiebe - und die SehnsuchtNach der Heimat lenkt.Liebe ist die Seele,Was dem AlpenkindDer verlornen BergeFerne Lieder sind.Darum ist der Seele,Einz´ge Ruhefrist,Wenn sie ruht, wo einzigIhre Heimat ist.
Welche Mißgunst hat zur PlageArmer Liebe dich erdacht?Welcher Gott erschuf dich, sage,Nacht der Trennung, lange Nacht?Ohne Mondlicht, ohne Sterne,Ohne Lied der NachtigallDrückt auf alle Näh´ und FerneDeiner Nebel dunkler Schwall.Ungeseh´n und still wie Geister,Die von Stern zu Sterne zieh´n.Wandelt nur die blasse SehnsuchtLeise klagend her und hin.
So zu mir sprach Abdallah, der Kurde:"Wisse du, warum dein Freund ich wurde.Weil du hörst und schweigst, wenn Andre sprechen,Weil du singest, wenn die Andern zechen.Sahst du Moslems im Gebete liegen,Hast du, Franke, ehrfurchtsvoll geschwiegen.Schmerzlich krank hast du nur Nachts geklaget,Morgens stiegst zu Pferd du unverzaget.Nie das Gestern hört ich dich beklagen,Doch du redest schön von künft´gen Tagen."
Ein Regentropfen sprachZum andern Regentropfen:Möcht´ wissen, warum wirAn dieses Fenster klopfen.Der andre Tropfen sprach:Hier wohnt ein Kind der Noth,Und dem verkünden wir:Es wächst, es wächst das Brod.