Leis verglüht der Tag in den Pappelzweigen,Glockentöne wiegen den Wald in Schlummer,durch des Friedhofs träumende Stille weht´s wie ewige Sehnsucht.Sehnsucht eines lange erloschnen Lebens,Sehnsucht alter, lange vergessner Liebe,ausgelittene Schmerzen, verblühtes Glück aus früheren Tagen.Drang des Lebens, bildender Schöpferodem,deines Waltens heilige Nähe fühl ich,fühle dich im Säuseln entschlafner Sehnsucht über den Gräbern!Nicht, Natur, Allmutter, vergißt du deinertoten Kinder: aus erstorbenen Herzensteigt die Liebe strahlend empor in tausend Blumen des Frühlings.
Und willst du von mir scheiden,Mein herzgeliebter Knab´,Soll alles dich begleiten,Was ich von Freuden hab´.Mir bleibt, wenn du geschieden,Mein traurig Herz allein;Fahr´ hin, mein Lieb, in Frieden!Mein Engel hüte dein!Ihm ward zur Hut gegebenMein Glück und meine Ruh´;Ach, Glück und Ruh´ und Leben,Herzlieb, das bist ja du!Und bist mir du geschieden,Flieht auch der Engel mein;Fahr´ hin, mein Lieb, in Frieden!Mein Engel hüte dein!O daß er dir verschwiege,Was dich betrüben mag,Wie ich verlassen liegeIn Sehnsucht Nacht und Tag!Mein Bild soll mit dir gehenIm alten Freudenschein;Fahr´ hin, auf Wiedersehen!Mein Engel hüte dein!
O Wunderstrom Vergänglichkeit,Heilbringend wie verderblich!Mein Glück ist tot; nun lebt mein Leid:Doch auch mein Leid ist sterblich.Die Welt, mein Herz, ist Dunst und Schaum,Ein Bild von irren SinnenUnd wird dir wie ein banger TraumIn stille Nacht zerrinnen.
Sie sagen mir, ich soll dich meiden Sie sagen mir, ich soll dich meidenUnd wissen auch der Gründe viel´;Es spricht die Welt so leicht vom Scheiden,Als wär´ es nur ein Maienspiel.Und sprächst auch du, ich soll dich lassen,So deuchte mir´s ein böser Scherz,Zur Buße wollt´ ich dich umfassenUnd drücken an mein treues Herz.Und sagt´ ich selbst: "Sei´s denn beschlossen!Lieb´ mich nicht mehr von dieser Stund´!"So hieltest still du mich umschlossenUnd küßtest lächelnd meinen Mund.
Du hast mich längst verlassen,Längst hin ist Lust und Weh;Da rührt mein Herz sich leise,Wenn ich dein Antlitz seh´.Dein Reiz ist lang verwelket,Mir blühet ewig jungAuf deinen bleichen WangenSel´ge Erinnerung.Es steht die alte GasseSehnsüchtig vor mir da,Wo ich am SonntagmorgenZum erstenmal dich sah.Die abendliche LaubeErgrünt in goldnem Strahl,Da ich dein rosig AntlitzGeküßt zum erstenmal.Und alle LiebespfadeEröffnen sich vor mir,Die ich in blauen TagenGewandelt einst mit dir.All deiner Liebe denk´ich,Der Falschheit denk´ ich nicht!Mir weht wehmütiger FriedeVon deinem Angesicht;Dein Herz nur möcht´ ich fragen,Ob es nun glücklich sei;Da blickst du bang zu Boden,Ich gehe rasch vorbei.Du hast mich längst verlassen,Längst hin ist Lust und Weh;Doch rührt mein Herz sich leise,Wenn ich dein Antlitz seh´.
Dir aber, Geist der Jugend, darf ich sagen,Was knospend mir das junge Herz beschert!Du weißt es, wie in thatenlosen TagenIm eignen Glühn die Seele sich verzehrt:Und welchen Sang dürft´ ich vor dir nicht wagenWenn ihn der Schönheit reiner Blick verklärt?Im Reich der Dichtung ist die Schönheit Tugend –Und Priesterin der Schönheit ist die Jugend.
Sonnenschein auf allen Dächern,In den Gassen laue Luft,Silberbläulich strahlt der Himmel,Und die Berge steh´n in Duft.Junges Herz, hinaus ins Freie,Und vorbei an Liebchens Haus!Schau, vor ihrem offnen FensterSteht ein frischer Blumenstrauß!Möcht´ ich doch vor allem wissen,Wem die holden Blumen sind?Doch der Schelm läßt sich nicht blicken,Nur der Vorhang bebt im Wind.Heute abend hinterm GartenSoll ich die Geliebte seh´n:Ob dann wohl die bunten BlumenMorgen noch am Fenster steh´n?Auf! Hinaus durch Thor und Brücke!Fern durch Wald und Wies´ und Hag!Nur im Wandern wird genossenDieser erste Frühlingstag.Müd vom Jubel, müd vom Sehen,Und vom Wandern reg´ und warm,Kehr´ ich auf verstohlnen WegenHeimwärts in der Liebsten Arm.Bring´ ihr Küsse, bring´ ihr Lieder,Wie man´s hört am grünen Hag:Nur in Liedern, nur in KüssenEndet recht ein Frühlingstag.