Und bist du mir auch nicht beschert,Dein Anschaun sei mir nicht verwehrt.Ich will´s genießen still entsagend,Kein irdisches Gelüste tragend.Es sprach zur Sonne einst der Schnee:»Frau Sonne, laß mich, tust mir weh!«Sie ging. Doch er ward grau und trübe,Als fehlte ihm der Strahl der Liebe.Da rief die Sonne er zurück,Sie wärmte ihn mit Feuerblick,Bis daß sein schimmernd Weiß ergraute.Sie glänzte fort; doch er zertaute.Du bist die liebe Sonne mir,Und Wollust ist ein Blick von dir;Und mag er auch mein Herz verzehren,Doch will ich nimmer sein entbehren.
Da glaubst, du hätt´st mich ganz erkannt Bis in die tiefgeheimste Falte, Weil du mich küßt, weil meine Hand Dich streichelte, die sonst geballte. Sieh jene Zwei! Schon manches Jahr Verstrich und konnte sie nicht trennen, Dasselbe Lager, graues Haar: Meinst du, daß sie einander kennen? Die Welt, die deine Stirn umhegt, Ist sie diesselbe wie die meine? Und wenn mein Herz an deinem schlägt, Pocht´s gleichen Schlages wie das deine? Und wenn ich alles, alles dir Vertraut mit liebesheißem Munde, Könnt ich´s dir sagen, was auch mir Ein Rätsel webt im tiefen Grunde? Wie Inseln schwimmen wir umher, Bald froh gesellt, bald einsam wieder; Die Wurzeln ruhn so tief im Meer: Wer leuchtet in die Tiefe nieder?
Da ich von Liebe nichts wußte,Ein Knabe schmuck und fein,Da wollt mich alles küssen,Die Mädchen groß und klein.Das tät mich oft verdrießen,Das Küssen ringsherum,Da ich von Lieb nichts wußte,Ein Knabe fromm und dumm.Jetzt, wo ich küssen möchte,Ein alter Knabe schon,Da werden rot die Mädchen,Sprech ich ein Wort davon.Ach hätt ich jetzt die Küsse,Die damals ich verschmäht,Ach wär ich Knabe wieder!Doch jetzt ist es zu spät.
Das größte von allen Erdenübeln Ist über sich selber brüten und grübeln, Nichts frei und unbefangen genießen Sich gegen Gott und die Welt verschließen, Die Lust am Ganzen sich zersplittern Und stets tiefsinnige Deutung wittern, Alle Gedachte analysieren; Alles Gefühlte bephilosophieren. Laßt frei uns in das Leben blicken, In Gutes uns und Schlechtes schicken, Mit Dank ergreifen, was hienieden An Schönem, Hohem uns beschieden. Ist so in uns die Welt gespiegelt, Ist auch der Weltgeist uns entsiegelt.
Meine Liebe ist grün wie der Fliederbusch,und mein Lieb ist schön wie die Sonne;die glänzt wohl herab auf den Fliederbuschund füllt ihn mit Duft und mit Wonne,Meine Liebe hat Schwingen der Nachtigallund wiegt sich in blühendem Fliederund jauchzet und singet, vom Duft berauscht,viel liebestrunkene Lieder.