Am Wasser sproßte ein Erlenbaum,
Karl Theurer
An plätschernden Wellen, an spielendem Schaum.
Er wollte der Sommer noch manche blühn,
Am blumigen Anger, im Blättergrün.
Da kamen das Beil und die Säge heran
Und faßten ihn mächtig mit grimmigem Zahn,
Und warfen ihn seufzend auf zitternden Grund,
Daß klagend die Wurzel daneben stund.
Das Beil und die Säge, sie zogen davon,
Und nahmen in Bündeln die Äste zum Lohn;
Des Schmuckes entblößt an dem feuchtenden Damm,
So ließen sie liegen den armen Stamm.
So liegt er schon Jahre, so lang, ach so lang,
Daß Schimmel und Moos sich der Rinde entrang,
Dem Anger zur Plage, der Wiese zur Last,
Der Ziege im Wege, die´s Ufer umgrast.
Mir war es, als säße ein Wandersmann,
Vom Wege müde am Stamme dran,
Mit weißen Haaren und welker Hand,
Mit feuchtem Auge nach oben gewandt.
Sie trugen ihm all seine Lieben hinaus,
Zur ewigen Heimat, ins himmlische Haus.
Sie ließen ihm all seinen Jammer stehn,
Um eigenen Weges vorüberzugehn.
Mir war es, als seufzt es am Stamme bang:
O Herr der Zeiten, wie lang, wie lang!
Mir war es, als käme vom Himmel ein Wort:
O, harre noch wenig, so trag ich dich fort.