Müde bin ich, geh´ zur Ruh´,Schließe beide Äuglein zu.Vater laß die Augen deinÜber meinem Bette sein.Hab ich Unrecht heut getan!Sieh´ es, lieber Gott, nicht an!Deine Gnad´ und Jesu BlutMacht ja allen Schaden gut.Alle, die mir sind verwandt,Gott laß ruhn in deiner Hand.Alle Menschen groß und klein,Sollen dir befohlen sein.Kranken Herzen sende Ruh,Nasse Augen schließe zu,Laß den Mond am Himmel steh´nUnd die stille Welt beseh´n.
Bist du schlafen gangen,Hast genug gewacht?Hält dich Traum umfangen?Liebe, gute Nacht!Hält der Traum umfangenDämmernd, still und sacht,Deine Rosenwangen?Süße, gute Nacht!Lächeln deine WangenMit der Rosen Pracht?Wie die Sternlein prangen!Holde, gute Nacht!Wenn der Sternlein PrangenMir durch Tränen lacht,Weicht von mir das Bangen.Schwester, gute Nacht!Weicht von mir das Bangen,Hab ich ausgeklagt.Bist du schlafen gangen?Liebe, gute Nacht!
Lupin´ ist ein wunderlich Blümchen,Es lächelt ins Leben hinein,Und denkt nicht an morgen und gestern,Gibt heut ihm die Sonne nur Schein.Daß still hier im Tale des LebensAn ihm auch dein Herz sich erfreut,Hat freundlich der ewige GärtnerEs dir in das Leben gestreut.
Hienieden ward dem Lenze Ein kurzes Sein verlieh´n: Kaum wanden wir uns Kränze, So ist er schon dahin. Der Sommer währt nicht lange Mit seiner Sicheln Schall: Kaum röthet unsre Wange Der wärm´re Sonnenstrahl. Bald wird der Himmel trüber, Die Frucht entfällt dem Baum – Schon ist der Herbst vorüber, Wir freuten sein uns kaum. Nun steigt der Winter nieder Und schließt des Jahres Reih´n! Es schweigen alle Lieder. Er gräbt die Blumen ein. So eilen unsre Freuden, So endet alle Lust, So schwinden auch die Leiden, Kaum sind wir´s uns bewußt.
Mir wird´s zu eng in meinem Haus,Ich muß ins weite Feld hinaus.Ich will durch öde Heide gehn,Wo Stürm´ in hohen Tannen wehn;Vielleicht verweht der trübe Schmerz,Vielleicht schweigt dort mein jammernd Herz.Ich will am Quellenbächlein stehn,Will in die klaren Wellen sehn:Vielleicht versenk´ ich meinen Schmerz;Dort schweigt ein Weilchen wohl mein Herz.Ich will auf hohe Berge gehn,Will weit durch ferne Fluren späh´n:Vielleicht verliert sich dort mein Schmerz,Vielleicht vergeß´ ich so mein Herz.Ich will nach Blumen suchen gehn,Will mich mit Kränzen schmücken schön,In Blüten bergen meinen Schmerz:Vielleicht betrüg´ ich so mein Herz.Ich will – ach nein, ich will nichts mehrDie Welt ist trüb´ und kalt und leer.