Abends, wenn die Kinder mein
Mit der Mutter beten,
Pfleg´ ich an ihr Kämmerlein
Still heranzutreten.

Leise lausch´ ich an der Thür
Ihrem Wort von ferne;
Ob sich´s gleiche für und für,
Hör´ ich es doch gerne.

Und wenn Alles nachgelallt
Mägdlein und Bube,
Wenn das Amen leis´ verhallt,
Tret´ ich in die Stube.

Wenn sie dann so lieb und warm
Gute Nacht mir nicken,
Mit dem weichen Kindesarm
Mich zum Kuß umstricken –

O dann muß im Kämmerlein
Wohl mein Herz sich regen:
Linde strömt es auf mich ein
Wie ein Abendsegen.

Adolf Schults

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deutscher Dichter
* 5.6. 1820 - Elberfeld
2.4. 1858 - Elberfeld
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