Ich hab´ mit Dir noch nie allein gesprochen,Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,Kennst nur die Narrenmaske, aber nichtDie Seele, die dahinter ist zerbrochen.Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht –Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.Da ist in ihr verfrostet EinsamseinDein junger Anhauch sündhaft eingedrungen,Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,Der mich hinunterzog zu Niederungen.Wir waren noch zusammen nie allein –Und doch ist dieses Wunder Dir gelungen.
Mich stillt nicht mehr, daß ich Dich heimlich nenneMit Namen, die sich Träumersinn erfand.Ich weiß von Deinem Körper nur die Hand –Wirf Dich in mich! Ich bin ein Busch und brenne.Gott hat bestimmt, wie man ein Weib erkenne.Wozu die Seele? Seele ist nur Tand,Der Rauch nach einem unterdrückten Brand,Ich aber bin ein wilder Busch und brenne.Ich bin der Pfahl, an den man Hexen bindet,In allen ihren Sünden, heiß und nackt,Und bin der Pfeil, der sich ins Fleisch einhakt,Und will der Gott sein, der Dich plötzlich findetUnd Deinen Leib, wenn er sich wehrt und windet,Aufwühlt und hinreißt zu verwegnem Takt.
Und wenn ich kalt bin, gebt mir meinen FrackMit weißen Handschuhn und geknüpfter BindeUnd zieht mir Schuhe an aus blankem Lack.Daß ich als Mann von Welt und von GeschmackDen parkettierten Weg zur Hölle finde!Ich möchte nämlich nicht, daß drüben manSich hämisch denkt: Nun kommt er doch als Büßer!Was ich getan, hab´ ich mir selbst getan,Und lebte ich als Lüdrian,So will ich sterben nicht als Spießer.Ferner verbiete ich, daß man ein KreuzIn meine Hände lege und sie falte!Dies wäre eine Fratze meinerseits.Ich will ein Mädchenbild von keuschem Reiz,Daß ich es fest am stummen Herzen halte.Denn hab´ ich auch auf dieser Erde nieMit andern mich als Dirnen abgegeben,Ich bin kein Bankrotteur der Phantasie,Und irgendwieMuß es doch anders sein – im andern Leben!
Doch will ich nicht, daß Du Gefährtin seist!In diesem Namen prahlt die große Lüge.Wenn Du bewirkst, daß ich mich klarvergnüge,Nenne ich gerne dies Bewirken Geist.Mit andern lebt man, was man leben heißt,Übt seine Pflicht, spannt sich ins JochgefügeDer Arbeit ein für sie und holt sich Büge,Die keines Gottes Hammer grade schweißt.Du aber sei für mich das seltne Fest,Das Bacchanal, bei dem man sich verschwendet!Denn die Alltäglichkeit macht stumpf und schändetDen Gott in uns und gibt dem Tier den Rest,Daß wir es schleppen wie ein dumpf Gebrest,Dies Tiersein, das den Menschen erst vollendet.
Weil ich mein Wesen so mit Härte gürte,Glaub´ nicht darum, daß ich aus Härte bin!Tief ruht in mir ein mildgewillter Sinn,Den nur der rechte Zauber nie berührte.Wirf einem, der die Hand nach heiliger MyrteSich auftun hieß, Unkraut und Dornen hinUnd reich dem Durste Wein, wo Galle drin –Dies ist das Leben, das ich immer führte.Von Angefaultem ward mir ÜbermaßAll meine Zeit. Was immer mir verfiel,War nicht mehr rein und trug in sich den Fraß,Kaum gut genug für ein betäubtes Spiel.Doch bloße Lust ward immer noch zu Haß,Und ich will Freude! – Gib, Du hast so viel.
In diesem großen Traurigsein,das Leben heißt,kann einer fremden Lampe Scheinoft wie ein stilles Grüßen seinvon Geist zu Geist.Und eines Menschen Angesicht,das kaum man kennt,kann rührend sein wie ein Gedichtund tröstend wie ein leises Licht,das tief im Dämmer brennt.
Sie wird mir einst begegnen, irgendwann,Wie einem auf verdrossnen WanderungenEin Lied einfällt, daß er als Kind gesungen;Seither sind viele tot, und er ist Mann.Und ist davon beglückt, daß er´s noch kann;Denn während er zur Klarheit sich gerungen,Ist manche Saite in ihm abgesprungen…Sie wird mir einst begegnen – irgendwannUnd wird mich fragen nicht: Woher? Wohin?Und wird nicht in mich drängen: Weile, raste!Einer wie ich ist immer nur zu Gaste –Und größer wird sie sein durch DemutsinnAls jene, die wie Krämer Liebe geben:Nur Zug um Zug und Leben gegen Leben.