O Seele meiner Seele,Nun weiter keinen Kuß!Weil sonst der Liebe FlammeMich ganz versengen muß.Laß nun das Haupt mich legenAn die ersehnte Brust,Laß mich da Ruhe findenVon Liebesleid und Lust,Von Liebesleid und Lust!
Laß stehn die Blume!Geh nicht ins Korn!Die RoggenmuhmeZieht um da vorn!Bald duckt sie nieder,Bald guckt sie wieder:Sie wird die Kinder fangen,Die nach den Blumen langen!
Die Büsumer wohnen am MeeresstrandUnd sind für kluge Leute bekannt,Nur treiben sie die BescheidenheitIn manchem Stücke gar zu weit.Des einen Sonntags ihrer neunSchwimmen sie weit in die See hinein.Auf einmal, wie das Meer so schwankst,Wird einem um die andern Angst,Und zählt sie alle: Eins, zwei, drei,Bis acht - und läßt sich aus dabei,Denn er ist echtes Büsumer Kind,Die immer so bescheiden sind.Ein zweiter probierts, zählt: Eins, zwei, drei,Bis acht - und vergißt sich auch dabei.Da schwimmen sie alle bestürzt ans Land,Wo eben ein kluger Fremder stand.Dem klagten sie jammernd ihre NotUnd sagten: Von uns ist einer tot!Und wußten nicht, welcher ertrunken sei!Und jammern und zählen immer aufs neu,Und finden immer nur wieder acht,Weil jeder bescheiden an sich nicht gedacht.Der Fremde sprach: BescheidenheitFührt euch, ihr guten Leute, zu weit,Steck jeder die Nas in den Sand einmal,Und zählt die Tupfen, so habt ihr die Zahl.Sie folgten dem Fremden, da zählten sie - neun!Und luden vor Freud ihn zum Frühstück ein.
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt´ ich noch für keinen Mann:Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,Und fänd´ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;Ich glaube, daß sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.
Niemand soll aus der Welt sich sehnen,Und sei er noch so betagtUnd siech und matt, – wer weiß, wer sagt,Wozu der drobenIhn aufgehoben!?Laßt uns den Herrn im Himmel loben.
Die Schöne:Leicht gesagt ist: seid nicht grausam!Doch wenn sechs um eine frein,Muß da nicht das arme SeelchenGegen fünfe grausam sein?Der Dichter:Grausam gegen fünfe werden,Ist so gar gefährlich nicht,Weil von Hunderten nicht einerSich vor Liebesgram ersticht.Und erschießt sich etwa einer,Ist es nicht der Beste just;Größten Schmerz ertragen lernen,Ziemt der edlen Männerbrust.Mancher stürzte sich ins Wasser,Weil die Schöne ihn verlacht,Der, wenn sies mit ihm gewaget,Sie mit Peinigen umgebracht.Mancher, der vor Sehnsucht schmachtet,Gleich als wär es mit ihm aus,Brächte, würd er ganz erhöret,Nichts wie Langeweil ins Haus.Darum, sorgenvolle Schöne,Sieh dir deine Freier an,Und wer mit dir weiß zu leben,Diesen wähl, er sei dein Mann.Quäl ihn etwas, doch nicht lange,Und dann sprich das holde Ja;Und die Sterber lasse sterben,Denn sie sind zum Sterben da!
Was regt sich dort um Mitternacht?Elz hat das Netz zu Strand gebracht,Die Havel hegt viel Fische.Da rufts von drüben mit fremdem Laut:"Hol über!" so wüst daß Eulen graut,Elz aber frägt: "Wer ruft da?""Hol über!" rufts mit grimmem Ton;Ein andrer wär da bald entflohn,Elz aber ruft: "Wer seid ihr?""Hol über!" rufts mit solcher Wut,Daß her zum Nachen rauscht die Flut,Elz aber nimmt das Ruder,Kennt keine Furcht und keinen Schreck,Er springt ins Schiff und rudert keck,Bis er gelangt zum Strande.Da schleppt sich herab aus wildem WaldEine riesig dunkle GraungestaltIns Schiff wie mit bleiernen Füßen,So schwer, daß fast es niedergeht.Doch Elz stößt ab das Boot und stehtHochschwebend am andern Ende.Wie auch das schwanke Holz erkracht,Elz stehet fest und lenkts mit MachtHin durch den Strom der Havel.Der Fremde blickt ihn furchtbar an,Elz wieder ihn, als echter Mann,Und schwingt gemach das Ruder.Und wie er kommt zum andern StrandSteigt schweren Tritts der Gast ans Land,Elz aber heischt das Fährgeld."Es liegt im Schiff worin ich saß,Den keiner zu fahren sich je vermaßAls du allein, du Kühner!Denn wisse, daß der Tod ich bin:Ich ziehe vor Tage nach GotinUnd alles wird da sterben.Nur du sollst spät mich sonder GraunMit leichten Flügeln wiederschaunAls sanften Seelenlöser."So sprache der Riese und verschwand,Elz aber sah ins Schiff und fandEs strahlend voll von Golde.
Voller, dichter tropft ums Dach da, Tropfen süßer Regengüsse, Meines Liebchens holde Küsse Mehren sich, je mehr ihr tropfet! Tropft ihr, darf ich sie umfassen, Laßt ihr´s, will sie mich entlassen; Himmel, werde nur nicht lichter, Tropfen, tropfet immer dichter!
Die Thadener zu HanerauSind ausgewitzte Leute:Wär noch kein Pulver in der Welt,Erfänden sie es heute!Allein, alleinSo wird es immer sein:Was man zum erstenmal erreicht,Kennt selber auch der Klügste nicht!Und – wie einmal die Thadner mähn,Sie einen grünen Frosch ersehn,So grüne, so grüne! So grüne war der liebe FroschUnd blähte mit dem Kropfe,Den Thadnern fiel vor Schreck dabeiDie Mütze von dem Kopfe.Mit Beinen vierEin grünes, grünes Tier!Das war für sie zu wunderlich,Zu neu und zu absunderlich!Da mußte gleich der Schultheiß her,Sollt sagen, welch ein Tier das wär,Das grüne, das grüne! Das grüne Tier der Schultheiß sah,Als einen Hupf es machte -Die Thadner wollten schon davon,Da sprach der Alte: sachte!Lauft nicht davon,Es sitzt und ruhet schon.Seid still! und ich erklär es bald:Das Tier kommt aus dem grünen Wald,Der grüne Wald ist selber grün,Davon ist auch das Tier so grün,so grüne, so grüne! So grüne; denn es lebt darinVon eitel grünem Laube,Und wenn es nicht ein Hirschbock ist,Ist´s eine Turteltaube!Da hub der HaufDen Schulz mit Schultern auf,Sie riefen: das ist unser Mann,Der jeglich Ding erklären kann,Er kennt und nennt es keck und kühn,Kein Kreatur ist ihm zu grün,Zu grüne, zu grüne!