Wie Alexander denk´ ich, dieser AktDes Essens, nebst noch einem oder zwein,Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,Uns Freude machen können oder Pein,Wer pocht da auf den Geist noch, dessen KräfteSo sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?
Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!So ist des Lebens wildes Fieber:Delirium, das uns besticht;Wir sollten schrein, und lachen lieber.Und jede lichte Pause hebtDie Hülle von den blut´gen Narben;Und wer der Weisheit folgt, der lebtAls Märtyrer, wie Heil´ge starben.
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;Ein Firnis über jeder wildern Kraft,Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,Wenn einer überhaupt Charakter hat.
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,Der Morgen die geheimen Tränen weckt,Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,Bis Staub auch meinen armen Staub bedecktUnd zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
Ruhm, Weisheit, Lieb und Macht war mein,Und frische Jugendsinne;Mir gab die Rebe roten Wein,Die Schönheit süße Minne.Am Sonnenlicht der Liebe schmolzDas Herz in tiefen Wonnen;Ich hatt´ in königlichem StolzDas Köstlichste gewonnen.Ich zähl´, ob nicht in alter ZeitEin Tag vorüberschwebte,Den ich um alle Herrlichkeitnoch einmal gern erlebte.Wo war der Tag, wo war die NachtDie ohne Gift beglückte?Wo war ein Kleinod meiner MachtDas mich nicht blutig drückte?Die Schlang´ im Felde kann die ListDes Zauberkund´gen zähmen,Sie aber, die am Herzen frißt,Wird nie ein Zauber lähmen.Sie lauscht dem Spruch der Weisheit nicht,Kein Lied wird sie verjagen;Da drinnen nistet sie und sticht, –Das Herz muß sie ertragen.
Ein Fest, wenn es verdampft, ist grade wieDas letzte Glas Champagner, ohne Gischt,Der seinem Erstlingskelche Reiz verlieh;Wie ein System, in das sich Zweifel mischt;Wie eine Flasche Sodawasser, dieSo lang gesprüht hat, bis ihr Geist entwischt;Wie eine Welle, welche sich noch hebt,Wenn schon der Wind schläft, der sie erst belebt.
Als sich mit Schmerzen,In Tränen und stumm,Trennten die Herzen,Wer sagt, warum? –Kalt dein Kuß;O damals ahnt ich, wasNun kommen muß.Es taute der MorgenSo schaurig kühl,Mich warnte verborgenEin Vorgefühl.Die Schwüre verwehten,Die Ehre zerbrach,Dein Ruf ist zertretenUnd mein deine Schmach.Dein Name umklingt michWie Totengeläut.Ein Schauer durchdringt mich,Als liebt ich noch heut.Wie gut ich dich kannte,Wem ist es bewußt?Wer weiß, wie mir brannteVon Reue die Brust ?Verstohlen besessen,Verstohlen beweint,Daß du mich vergessen,Verraten den Freund!Nach langem Büßen,Wenn Jahre herum,Wie soll ich dich grüßen? –In Tränen und stumm.(Übersetzt von Paul Heyse)
Warum nennt ihr den Geizhals miserabel?Vergnügen ohne Überdruß ist sein;Er hat den besten Anker, hat das Kabel,Das alle Freuden festhält, groß wie klein.Ihr seht nur, was er spießt auf seine Gabel,Die magre Kost, sein Speisen scheint Kastein;Da staunt ihr, daß ein Reicher sich so schinde:Ihr wißt nicht, was man träumt bei Käserinde.
Eins von den beiden muß der Mensch ertragen,Und je nachdem er wählt, Weib oder Wein.Es ist die Steuer für sein Wohlbehagen,Doch weiß ich kaum, was wählt man von den zwein?Es läßt sich viel für beide Seiten sagen,Und wäre das Entscheidungsvotum mein,So würd´ ich mich vermutlich so entscheiden,Daß beides besser sei als keins von beiden.
Weshalb, o Liebe ist im ErdenstaubeGeliebt zu werden Unheil und Verderben?Ach, mit Cypressen schmückst du deine LaubeUnd lässest uns mit Seufzern um dich werben.Wie ich, vom Duft entzückt, die Blume raube,Und lasse sie an meinem Busen sterben,So wird das zarte Haupt, das uns beglückt,An unser Herz gelegt und da – zerdrückt.