Beklag es nicht, wenn oft mit Bebenein Sturm uns durch die Seele braust;denn welkes und gesundes Lebendas scheidet seine starke Faust.Wie in den grünen Blättern allenim sommerreifen Laubgeäst:was welk in uns, das mag nun fallen,was grünt, hält auch im Sturme fest.
Einsam las ich oft da droben,Wenn das Sternheer stille kreiste,Und der eignen LebensbahnenDacht´ ich dann im dunk´len Geiste.Vieles tat ich – aber einesTat ich, was ich nie verschmerze:Daß ich deiner konnt´ vergessen,Da mich lieb gehabt dein Herze.Daß ich´s nicht erkennen wollte:Von den Qualen, von den bösenGeistern einer wilden Seele,Kann die Liebe nur erlösen !Und doch strahlte mir dein AugeWie ein letzter Strahl der Gnade –Also les´ ich in den Sternen …Nun sind sternlos meine Pfade!
Ich zog landaus, landein –Nur fort von hier!Und war doch nie allein:Du bliebst bei mir!Im wilden SeelensturmRang ich mit dir;Trotz war mein starker Turm:Du bliebst bei mir!So läßt es Gott wohl zu –Gott lohn´ es dir!Nun ist´s wie Himmelsruh´:Du bleibst bei mir!
Ich bin der Mönch Waltramus,Dem seliges Leid geschah,Ich läute die Abendglocken;Vale carissima!Es steht eine Burg am Berge,Wo ich die Traute sah.Mein Herz klingt in die Glocken:Vale carissima!Fern soll mir stehen Minne,Und stand mir doch so nah,Es steht ein Kloster im ThaleVale carissima!
Ein andrer hat das Weib errungen,Um das ich sang mit süßem Schall;Er ist der Held, der dich bezwungen,Doch ich bin deine Nachtigall!Und wenn ihr beide längst gefundenDen Schlummer, der mein Auge flieht,Singt immer noch in nächt´gen StundenDie Nachtigall ihr altes Lied.Zühküt, zühküt – die süßen Grüßeaus der vergangnen Liebeszeit;Und ihre Sehnsucht, o die süße,Ist reicher – als ihr beide seid!
Das braust und stöhnt im Waldgehege,Es kracht der Baum, die Wolken weh´n;Ich gehe schweigend meine Wege –Ich hab´s gelernt, im Sturm zu geh´n.Die Wogen sprüh´n empor, die weißen,Der See heult und der Nordwind brüllt.Sturm, willst du mir vom Herzen reißenAuch noch das Lied, das mich erfüllt?Ich geb´ dir´s nicht, – ich preß´ die ArmeUm dies gequälte, volle Herz,Erbarmungsloser Sturm, erbarmeDich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Du kennst die letzte Wonne nicht,O Weib, und wirst sie nie ergründen:In deinen Augen glüht ein Licht,Das will nicht wärmen, will nur zünden!Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,Wenn glutverzehrt von Qual und Hoffen,Ein Menschenaug´ in deines schaut,Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;Doch weißt du nicht, wie süß das ist:In jener Liebe sich ergeben,Die liebend ihrer selbst vergißtUnd wähnt, ein Wunder zu erleben !Die selig sich gestehen kann:Ich schmied´ aus Schönheit keine Waffen;Es war kein Sieg, den ich gewann,Es war nur Glück, das ich geschaffen!
Wie wundersam ist dies Verlorengeh´nIn Liebestiefen ohne Ziel und Schranken:Die ganze Welt mit lichten Augen seh´n,Im Sonnenschimmer klarer Freude geh´n,Eins sein in einem tiefen Glücksgedanken!Und wie im Leben auch die Stürme weh´n,Da ist kein Zagen und da ist kein Schwanken:Fest steht die Liebe, wie die Sterne steh´n –Wie wundersam ist dies Verlorengeh´nIn Liebestiefen ohne Ziel und Schranken!