Beklag es nicht, wenn oft mit Bebenein Sturm uns durch die Seele braust;denn welkes und gesundes Lebendas scheidet seine starke Faust.Wie in den grünen Blättern allenim sommerreifen Laubgeäst:was welk in uns, das mag nun fallen,was grünt, hält auch im Sturme fest.
Ein andrer hat das Weib errungen,Um das ich sang mit süßem Schall;Er ist der Held, der dich bezwungen,Doch ich bin deine Nachtigall!Und wenn ihr beide längst gefundenDen Schlummer, der mein Auge flieht,Singt immer noch in nächt´gen StundenDie Nachtigall ihr altes Lied.Zühküt, zühküt – die süßen Grüßeaus der vergangnen Liebeszeit;Und ihre Sehnsucht, o die süße,Ist reicher – als ihr beide seid!
Bei Gericht, da hams zum Zeugn gsagt:"Du wars dabei!Jetzt sags, wenn hast an Hans begegnet?""Um halbe drei.""Kunnts nit dreiviertel gwesen sein?So sags nur frei!Auf döst kimmt jetzt das Ganze an!" –"Um halbe drei!""Ja, geht dei Uhr denn so akkrat?So bsinn die nur!""Ja", sagt der Zeugn, "akkrat gehts nit,i han koa Uhr!Mir hat mei Lebtag neamand nieno koane gschenkt.""Wie woaßt denn na, daß´s halbe war?""I hab mirs – denkt!"
Die Liebe lehrt im Finstern gehen,sie lehret an der Tür uns stehen,sie lehrt uns geben manche Zeichen,ihr süß Vergnügen zu erreichen.Sie lehrt auf Kunst-gemachten Letternzur Liebsten Fenster ein zu klettern,die Liebe weiß ein Loch zu zeigen,in ein verriegelt Haus zu steigen.Sie kann uns unvermerket führendurch so viel wohlbewahrte Türen,den Tritt kann sie so leise lehren:die Mutter sollt auf Katzen schweren.Die Liebe lehrt den Atem hemmen,sie lehrt den Husten uns beklemmen,sie lehrt das Bette sacht aufheben,sie lehrt uns stille Küßchen geben.Dies lehrt und sonst viel mehr das Lieben.Doch willstu dich im Lieben üben:so muß die Faulheit stehn beiseite,die Lieb erfordert frische Leute.Wer lieben will und nichts nicht wagen,wer bei dem Lieben will verzagen:der lasse Lieben unterwegen.Der Braten fleugt uns nicht entgegen.
Ich zog landaus, landein –Nur fort von hier!Und war doch nie allein:Du bliebst bei mir!Im wilden SeelensturmRang ich mit dir;Trotz war mein starker Turm:Du bliebst bei mir!So läßt es Gott wohl zu –Gott lohn´ es dir!Nun ist´s wie Himmelsruh´:Du bleibst bei mir!
Mein Herz, gib dich zufrieden!Und fiel dein Los auch schlicht,Dir war doch Sonne beschiedenUnd Tausenden schien sie nicht!Dir blühn gesunde Sinne,Du schaffst in goldnem Licht;Du wurdest Treue inne,Und Tausenden wurden´s nicht!Und was du ja mußt klagen,Wird selber zum Gedicht;Du kannst deine Schmerzen sagen,Und Tausende können´s nicht.
Der alte Wirt steht vor der Tür,aufs Glatteis tropft der Regen,a Fremder, der geht aa grad für,pumps – is er dorten g´legen.Jetzt hat der Fremde aufbegehrt:"Dös Glatteis is so z´wider!""Ja", sagte der Wirt, "hab mirs schon denkt:sie schlagen dorten nieder.Denn auf dem Fleck san heut schon g´fallng´weiß zehne, darf i sagen,i paß jetzt schon die ganze Zeit,ob sie net aa hinschlagen."
Ich bin der Mönch Waltramus,Dem seliges Leid geschah,Ich läute die Abendglocken;Vale carissima!Es steht eine Burg am Berge,Wo ich die Traute sah.Mein Herz klingt in die Glocken:Vale carissima!Fern soll mir stehen Minne,Und stand mir doch so nah,Es steht ein Kloster im ThaleVale carissima!
Abendschatten füllt die Weite,Abendfriede füllt die Welt;Und ich zieh an deiner SeiteDurch das kühle, grüne Feld.Wortlos und mit sachtem Schritte,Deingedenkend, wie du mein,Ohne Wunsch und ohne Bitte,Will ich ganz dein eigen sein.Wellen ziehn mit leisen Tönen,Vöglein ziehn mit leisem Flug,Und durch unser Herz zieht Sehnen,Haben wir nicht Glück genug?Jugendglück im reifern Innern,Liedertrost, der selig labt,Und im Alter dies Erinnern,Wie wir einst uns lieb gehabt?