Sprödes, knospenscheues Mädchen,Könnt´ ich einmal noch dich küssenScheu wie einst, da du errötet,Hab´ auch selbst erröten müssen!Die gesenkte braune WimperHielt den süßen Groll zusammen,Hielt die zage Glut verborgen,Deines Busens erste Flammen.Könnt´ ich einmal noch beklommen,Reinen Herzens so dich schauen,Da ich reuevoll und bangendHing an deinen Augenbrauen!Was ich gierig je genossen,Trüben Lebens wilde Lüste,Gäb´ ich hin für jenes Zagen,Da ich scheu zuerst dich küßte.
Wir hatten´s einst so gut verstanden,zu küssen uns zu rechter Stund,eh wir es selber ganz empfanden,gefunden hatte Mund den Mund.Ein einiger Gedanke schwebte,war weder mir noch dir bewusst,und plötzlich Lipp an Lippe bebteund plötzlich bebte Brust an Brust.Dann haben wir´s vergessen müssen,verleugnet ward die Kinderzeit,wir trugen, statt uns froh zu küssen,ehrbar und dumm das Heuchlerkleid.Doch als ich heut nach langen Tagen,dich still Geliebte wiedersah –wir hatten´s gar zu schwer getragen –war Kuss und Kindheit wieder da!
Und wenn dein Lächeln unter die Leute fällt – sie lesen es wie goldene Scherben auf, sie danken dir wie frohe Kinder, schreiten mit hellerem Auge weiter. An deiner Seite schweigend und ernst nur ich, dem du die leichte Hand in den Arm gelegt ... O fernes Gold der lieben Sterne – goldene Locken an meiner Schulter!
Das war der Duft, der deinem Haar entströmt,der mich umhüllt gleich einer Zauberwolke!– In tiefem Sinnen saß ich still bei Nacht,und die Gedanken sengten mir die Stirn –da war es mir, als wehte mir entgegenein fremd-vertrauter Hauch aus fern vergessnen Welten – –Ich strecke meine Arme nach dir aus!Das war der Duft, der deinem Haar entströmte ...
So einer lesen lerntHat er sehr viel getan –Daß er dann schreiben kann,Führt schon zum Größenwahn.Auch Pauken und Musik,Und was ein Künstler schweigt,Ist in ein zartes OhrMit stiller Kraft gegeigt.Im Reime sei der Sinn,Im Rhythmus die Gebärde –Die Sprache redet selbst,Auf daß ein Sinnspruch werde.
Dich hat der Sturm begnadet,erfasst hat dich sein Hauch –da nun zum Tanz er ladet:dich lud er auch!Fliege! Schwebst du auch niederauf braunen Wintergrund –singe, o singe die Lieder,so froh – so wund! –Dich hat der Sturm begnadet,erfasst hat dich sein Hauch –da nun zum Tanz er ladet:dich lud er auch!
Das Erste sei, daß man der Welt sich freue,sich vor den Andern froh empfinden lernein stiller Nähe wie in bunter Fernedas Alte frisch genieße wie das Neue.Doch schaff dir auch ein Herz voll stolzer Treue,eins in sich selbst und seinem tiefsten Kerne!Der Freie traut durch Wolken seinem SterneDas Brandmal aller Sklaven ist die Reue.