Doch, was man Ehe nennt, was ist´s zumeist?Hier Zwietracht, Haß und off´ne Fehde, hierGleichgültigkeit und schnöde Langeweile,Die gähnend und verdrossen sitzt am kaltGeword´nen Liebesmahl – hier totgehetzteMannheit, zusammen mit LebensfrischeGekoppelt –
Dir ist, wenn dich ein Weib verriet,Um deinen Deut das Leben feilUnd möchtest gern dich morden.Und wenn nach Jahren du´s erwägst,Ist deines Glückes bester Teil,Daß du sie los geworden.
Ich darf dich nicht lieben und kann dich nicht hassen,Ich darf dich nicht halten und kann dich nicht lassen:O sage, wie lös´ ich den bitteren Streit?Und ach, was das innerste Herz mir zerrissen,Ich kann´s nicht ertragen – und möcht´ es nicht missenDas quälend-verlockende, wonnige Leid.Ich kann dich nicht hassen und darf dich nicht lieben,So steht es im Buch der Geschicke geschrieben –O schmerzlicher Kampf, der das Herz mir entzweit!Ich kann dich nicht lassen und darf dich nicht halten,So wollen es ewiger Sterne Gewalten –O sage, wie lös´ ich den bitteren Streit?Vergebens in einsamen Nächten und TagenErneur´ ich sie ewig, die schwerste der Fragen,Und nähre das quälende, wonnige Leid.Ich darf dich nicht lieben und kann dich nicht hassen,Ich darf dich nicht halten und kann dich nicht lassen –O sage, wie lös´ ich den bitteren Streit?
Sieh, Liebchen, hier im Waldestaldas Plätzchen unvergessen,wo kosend wir zum letzenmalim letzen Herbst gesessen!Und sieh, nun sind in goldner Trachthier an derselben Stelledie ersten Primeln aufgewacht,als wär´s des Lenzes Schwelle!Siehst du, wie Liebe Wunder tut,daß wenn der Schnee zerflossen,dort, wo ein Liebespaar geruht,die ersten Primeln sprossen?Nun wollen doppelt eifrig wir,wenn Moos und Gräsen schwellen,fürs nächste Jahr im Waldrevierdie Primelsaat bestellen.Dann lächeln wir ob unserm Streich,wenn Berg und Täler wimmelnund keiner weiß, warum so reichgeraten sind die Primeln.
Begehren ist des Menschen höchster Trieb!Das Denken ist ein Traum,Und alles Handeln Stümperwerk,Nur das Genießen ist das echte Tun!Ein jeder Kelch verschäumt,Das Schönste welkt,Und nichts auf Erden währt:Nur die Begier ist unsterblich!Sie ist eine goldene Fliege,Die, tausendmal ertränkt im Trank der Lust,Wir auf den Grunde des geleerten BechersDoch immer wiederum lebendig finden.
Einsam ist der Stern am Himmel,Einsam zieht er durch die Weite:Jeder freilich – will uns dünken –Hat ein schimmerndes Geleite;Aber die den Pfad zu teilenScheinen, traut gesellt zu wandern,Sind sich fern viel tausend Meilen,Einer ewig fern dem andern! Einsam ist die Menschenseele:Ob wir Herz an Herz auch drücken,Klafft doch immer eine Tiefkluft,Die wir niemals überbrücken:Nichts kann ganz des andern werden,Jedes folgt dem eig´nen Triebe,Und ein Traumbild bleibt die Sehnsucht,Und ein schöner Wahn die Liebe.Ob die Blumen blüh´n in Haufen,Ob die Wellen zieh´n in Scharen,Kann ein Sein, gesellt dem andern,Völlig je sich offenbaren?Suchend sich mit Liebesaugen,Bleibt sich´s fremd im tiefsten Kerne,Schwimmend durch das Meer des LebensEwig nah und ewig ferne!
Solange tausendfältig Kain den AbelUnblutig oder blutig, noch erschlägt;Und nicht der Streit, den einst erregt zu BabelDes Sprachenkampfs Erinnys, beigelegt –Solang´ nicht Poesie als Taub´ im SchnabelDes ewigen Völkerfriedens Ölzweig trägt –Solang, sag ich euch, trotz der FanfarenDes Fortschrittsjubel, sind wir noch Barbaren!