Einsam ist der Stern am Himmel,
Robert Hamerling
Einsam zieht er durch die Weite:
Jeder freilich – will uns dünken –
Hat ein schimmerndes Geleite;
Aber die den Pfad zu teilen
Scheinen, traut gesellt zu wandern,
Sind sich fern viel tausend Meilen,
Einer ewig fern dem andern!
Einsam ist die Menschenseele:
Ob wir Herz an Herz auch drücken,
Klafft doch immer eine Tiefkluft,
Die wir niemals überbrücken:
Nichts kann ganz des andern werden,
Jedes folgt dem eig´nen Triebe,
Und ein Traumbild bleibt die Sehnsucht,
Und ein schöner Wahn die Liebe.
Ob die Blumen blüh´n in Haufen,
Ob die Wellen zieh´n in Scharen,
Kann ein Sein, gesellt dem andern,
Völlig je sich offenbaren?
Suchend sich mit Liebesaugen,
Bleibt sich´s fremd im tiefsten Kerne,
Schwimmend durch das Meer des Lebens
Ewig nah und ewig ferne!