Ruhm, Jugend, Stolz – das Grab weiß alle zu erfassen!Etwas gern möchte wohl der Mensch zurücke lassenBeim Scheiden aus der Zeit!Umsonst! Die Dinge gehn zurück, von wo sie kamen;Den Rauch, die Luft, den Staub, die Erde – heimDen NamenNimmt die Vergessenheit.
O sieh den Morgen lächelnd sich entschleiern,O sieh den Turm, wie er von Strahlen glüht.Horch! Wie dem Ruhm die Freude, ziehtDes jungen Tages ersten FeuernEntgegen schon der Wälder erstes Lied.Ja, lächle nur bei all dem Schönen.Dieselbe Sonne leuchtet deinen Tränen,Wenn morgen mich der dunkle Sarg verschlingt.Ob meinem Grabe von denselben TönenErschallt der Wald, davon er heute klingt?Dann aber wird die Seele selig schwebenIm Grenzenlosen über Raum und Zeit.Im Morgenrot der EwigkeitWird man erwachen einst vom Leben,Gleichwie aus wüster Traumgesichte Streit.(übers. v. Ferdinand Freiligrath)
Hat reich beschenkt dich dein Los,Halt offen dem Guten dein Herz!Sei einfach, gütig, bedacht!Erschuf dich die Allmacht zu groß,Mach kleiner dich selber zum Dank.Und wisse, daß Gott sich demErhebt, der selbst sich beugt.Sei Diener dem, der dir dient!Erkennst du je seinen Wert?Denk, daß ihm Rechte verliehen,Wie dir gegeben die Pflicht.Geringe und Schwächlinge schone,Sei ihnen ein Mensch,Wie du ihn wünschest dir selbst.
O, mäßigt euch in euren Trunkenheiten!Leicht von der Lust nimmt sich der Schmerz ein Pfand.Gern mag der Tod durch´s Reich der Freude schreiten,Gern drückt auf blum´ge Stirnen er die Hand.In Asche morgen und zerriß´nem Kleide,Gesenkten Hauptes wird der FreudeGedächtnis Vorwurf uns und Pein.Auf unsre Spiele folgen Leichenzüge;Uns können Saturnalien die Wiege,Weh´ uns! allein von Totenliedern sein.
Die Tränen stehen selbst dem Glücke gut.Dein Sang ist schöner in der Tränenflut,Getrocknet schöner deine Augen.Ein Sommerregen zieret das Gefild,Der Himmel glänzt im Sonnenscheine mild,Durft er den Regen in sich saugen.
Gebt! Auf daß Gott an eure Lieben denke,Den Söhnen Kraft, den Töchtern Anmut schenke;Daß euer Weinberg früchtebringend sei;Daß Fülle herrsch´ in euer Speicher Räumen;Daß ihr euch bessert; daß in nächt´gen TräumenDie Engel zieh´n an euch vorbei!Gebt! Daß der Gottmensch hold sich zu euch neige,Der Böse selber sich vor eurem Namen beuge,Und euren Herd so Ruh´ als Lieb´ umfließt;Daß in der letzten Stund´ ihr habet gegenAll´ eure Sünden den GebetessegenDes Armen, der im Himmel mächtig ist.
Weil mir dein voller Kelch die heißen Lippen kühlte,Weil meine bleiche Stirn in deiner Hand geruht,Weil ich den süßen Hauch von deiner Seele fühlte,Der wie ein Weihrauch ist in dunkler Fluth;Weil mir´s gegeben ward, von dir die süßen LauteZu hören, drin das Herz sich aufschließt bis zum Grund,Weil deine Thräne sanft auf meine Wimper thaute,Weil ich mein Lächeln sah erblühn auf deinem Mund;Weil auf mein Haupt ein Strahl in wundervollem GlanzeVon deinem Sterne fiel, der sein Gewölk durchbrach,Weil ich ein Rosenblatt, aus deiner Tage KranzeEntrissen, sinken sah in meines Lebens Bach:So sprech´ ich unverzagt zu den entflieh´nden Lenzen:Zieht hin, zieht immer hin! Nicht altert dies Gemüth.Wie Schatten schwindet fort mit eurem welken Kränzen!In mir ist eine Kraft, die unvergänglich blüht.Die Schale, die mich labt, ist stets zum Rand gefüllet,Und nie zertrümmert sie der Flügelschlag der Zeit.Mehr Feuer hat mein Geist, als ihr in Aschen hüllet,Mehr Liebe hat mein Herz, als ihr Vergessenheit.(übersetzt von Emanuel Geibel)