Ich bin der Herr, du bist der Knecht!So gilt´s nach freiem Herrenrecht –Und muckst du noch und willst du trutzen,So werd´ ich dir den Kamm schon stutzen –Du wirst gesperrt nach meinem Recht,Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –Für mich des Überflusses Horn,Für dich die Peitsche und der Sporn –Für mich die Polster und die Kissen,Für dich des Lebens Bitternissen –So ist es gut, so ist es recht,Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –Für mich Wein, Weiber und Gesang,Für dich die Arbeit und der Zwang,Die Hörigkeit bis fort zum Grabe,Damit ich alles, alles habe. –So ist es gut, so ist es recht,Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –Ja, ich bin Herr und du bist Knecht! –Was faselst du von Menschenrecht,Die blöde, alberne Tirade?Du, der nur lebt von meiner Gnade,Von meinem angestammten Recht,Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –So war´s und muß es immer sein,Darum, du Sklav´, ergib dich drein –Die ganze Welt zeigt dir die SpurenVon Herren- und von Knechtsnaturen. –Ich bin zum Herren auserseh´n,Du kannst als Knecht nur fortbesteh´n. –
Moderne Lebensweisheit[Eine Epistel]Komm´ her, mein Sohn, ich will dich Weisheit lehren:Zuerst vor allem ist es deine Pflicht,Du mußt den König und die Kirche ehren,Denn ohne diese beiden geht es nicht. –Dann mußt du mit der Polizei dich stellenAuf guten Fuß – und mit den Hunden bellenNach Hundeart – doch darfst du unterdessenZurzeit dabei das Wedeln nicht vergessen. –Fehlt auch der Schwanz, man kann es so schon machenUnd sichert sich dabei recht schöne SachenAn Gunst und Geld, du siehst es ja bei mir. –Zum Muster nimm dir auch das Schneckentier –Durch Überhastung schadet man sich viel –Wo du nicht geh´n kannst, kriech´ gemach zum Ziel. –Auch übe dich recht fleißig im Lavieren –Dreht sich der Wind – du mußt es gleich verspürenUnd dich mitdreh´n – oft hält dies sehr genau –Sei nicht zu hitzig, doch auch nicht zu lau. –Hab´ nie ´ne Meinung, die verstößt nach oben,Und sei gewandt im Tadeln und im Loben,Ganz selbstverständlich, wo´s am Platze ist. –Daß du dich stets gerierst als guter Christ,Als Patriot und stramme Ordnungsstütze,Ist unerläßlich und zu vielem nütze. –Dann noch, mein Sohn, beherzige die Lehr´:Laß es an Lust und Müh´ dir nicht verdrießen –Der Anfang ist in allen Dingen schwer –Sei nur beharrlich und du wirst genießenGar reichen Lohn, wenn erst die Ernte reif. –Wahr´ stets den Schein – doch auf die Skrupeln pfeif,Denn was man so im Leben nennt Gewissen,Ist für die Dummheit gut – drum sei beflissen,Das Ding den andern fleißig vorzuführen,Dich selber darf´s in keinem Fall genieren,Emporzuklimmen auf der Lebensbahn –Das Wörtchen ›Ehre‹ ist ein bloßer Wahn. –Anseh´n ist gut – doch besser ist das Geld,Und bist du erst zur Million geschnellt,Ich sag´ es dir zu deinem Nutz und Frommen,So werden leicht noch Millionen kommen,Und alles and´re kommt von selbst mit an: –Die Titel, Orden und der Ehrenmann –Magst du auch im geheimen drüber lachen –Es hält die Welt gar viel auf solche Sachen. –Du aber, Sohn, beherzige zum SchlußDie Quintessenz von meinem ganzen Rat:Der Weisheit A und O ist der Genuß –Nach uns die Sündflut und – der Zukunftsstaat. –