Hinter blühenden Apfelbaumzweigensteigt der Mond auf.Zarte Ranken,blasse Schattenzackt sein Schimmer in den Kies.Lautlos fliegt ein Falter.Ich wandle wie trunken durch sanftes Licht,die Fernen flimmern.Selig silbern blitzt Busch und Gras.Das Tal verblinkt,aus weichstem Dunkel,traumsüß flötend, schluchzend jubelnd,mein Herz schwillt über,die Nachtigall!
… Ich? …dir? …Längst.Ich tat´s … noch ehe ich … eswußte.Aber… vergessen? … vergessen??… Ach!Wenn ich´s … könnte!!Oft,mitten im hellsten Sonnenschein,wenn ich … – fröhlich – bin und – an nichts – denke,plötzlich,grauhockt es … vor mir!Da:… Chrrr …wie eine … Kröte!Und alles, allesallesscheint mir … wiederschal. Schal und trostlos.Dasganze … Leben!Und ich bin traurig. Traurig … überdichund … mich … und … mich … und … dich.
Und wieder nun läßt aus dem DunkelnDie Weihnacht ihre Sterne funkeln!Die Engel im Himmel hört man sich küssenUnd die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen ...So heimlich war es die letzten Wochen,Die Häuser nach Mehl und Honig rochen,Die Dächer lagen dick verschneitUnd fern, noch fern schien die schöne Zeit.Man dachte an sie kaum dann und wann.Mutter teigte die Kuchen anUnd Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,Saß daneben und las und rauchte.Da plötzlich, eh man sich´s versah,Mit einem Mal war sie wieder da.Mitten im Zimmer steht nun der Baum!Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum ...Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,Herrgott, was giebt´s da nicht alles zu sehn!Die kleinen Kügelchen und hierDie niedlichen Krönchen aus Goldpapier!Und an all den grünen, glitzernden SchnürchenAll die unzähligen, kleinen Figürchen:Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,Elephanten und kleine Kälbchen,Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,Dicke Kerle mit rothen Nasen,Reiche Hunde und arme SchluckerUnd Alles, Alles aus purem Zucker!Ein alter Herr mit weißen BäffchenHängt grade unter einem Äffchen.Und hier gar schält sich aus seinem EiEin kleiner, geflügelter Nackedei.Und oben, oben erst in der Krone!!Da hängt eine wirkliche, gelbe KanoneUnd ein Husarenleutnant mit silbernen Tressen –Ich glaube wahrhaftig, man kann ihn essen!In den offenen Mäulerchen ihre Finger,Stehn um den Tisch die kleinen Dinger,Und um die Wette mit den KerzenPuppern vor Freuden ihre Herzen.Ihre großen, blauen Augen leuchten,Indess die unsern sich leise feuchten.Wir sind ja leider schon längst »erwachsen«,Uns dreht sich die Welt um andre AchsenUnd zwar zumeist um unser Bureau.Ach, nicht wie früher mehr macht uns frohAus Zinkblech eine Eisenbahn,Ein kleines Schweinchen aus Marzipan.Eine Blechtrompete gefiel uns einst sehr,Der Reichstag interessiert uns heut mehr;Auch sind wir verliebt in die RegeldetriUnd spielen natürlich auch Lotterie.Uns quälen tausend Siebensachen.Mit einem Wort, um es kurz zu machen,Wir sind große, verständige, vernünftige Leute!Nur eben heute nicht, heute, heute!Über uns kommt es wie ein Traum,Ist nicht die Welt heut ein einziger Baum,An dem Millionen Kerzen schaukeln?Alte Erinnerungen gaukelnAus fernen Zeiten an uns vorüberUnd jede klagt: Hinüber, hinüber!Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!
Die alte Welt ist ein altes HausUnd furchbar ungemüthlich,Der Nordwind pustet die Lichter aus –Ich wollte, wir lägen mehr südlich!Ich wollte… Puh Teufel, wie das zieht!Der Hagel prallt an die Scheiben,Drum singt nur einstweilen das tröstliche Lied:Es kann ja nicht immer so bleiben.
Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,Längst ist das aus!Die ganze Welt ist jetzt, o weh,Barfüßle im Schnee.Die schwarzen Bäume stehn und frieren,Im Ofen die Bratäpfel musizieren,Das Dach hängt voll Eis.Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!Bald kehrst du wieder,O, nur ein Weilchen,Und blaue LiederDuften die Veilchen!
Das Leben ist eine KomödieUnd geht oft über den SpaßUnd gleicht dann jener Tragödie,In der Einer den Andern fraß.Und wenn wir´s auch nicht wollen,Wir kommen doch alle drin vorUnd spielen die nötigen RollenVom Jean bis zum Heldentenor.Und wer mit seiner VisageAm besten zu gaunern gelernt,Erhält die nobelste GageUnd wird auch mitunter besternt.Ich studierte mir manche FalteUnd trat vor das volle Haus,Doch blieb ich immer der Alte –Drum pfiff mich das Publikum aus!
Sein Freund, der Türmer, war noch wach,Wie Silber gleißte das Rathausdach,Und drüber stand der Mond.Er wußte kaum, wie schwer er litt,Doch schlug ihm das Herz bei jedem Schritt.Und das Ränzel drückte ihn.Die Gasse war so lang, so lang,Und dazu noch die Stimme,die über ihm sang:Wanns Mailüfterl weht!Jetzt bog sich ein Fliederstrauchüber den Zaun,Und die Mutter Gottes, aus Stein gehaun,Stand weiß vor dem Domportal.Hier stand er eine Weile stillUnd hörte, wie eine Dohle schrillHochoben ums Turmkreuz pfiff.Dann löschte links in dem kleinen HausDer Löwenwirt seine Lichter aus,Und die Domuhr schlug langsam zehn.Die Brunnen rauschten wie im Traum,Die Nachtigall schlug im Lindenbaum,Und alles war wie sonst.Da riß er die Rose sich aus dem RockUnd stieß sie ins Pflaster mit seinem Stock,Daß die Funken stoben, und ging.Erst droben auf dem HeiligensteinFiel ihm noch einmal alles ein,Als der Weg um die Buche bog.Die Blätter rauschten und er stand und stand,Und sah hinunter unverwandt,Wo die Dächer funkelten.Dort stand der Garten und dort das Haus,und jetzt war das aus und jetzt war das aus,Und - die Dächer funkelten!Sein Herz schlug wild,Sein Herz schlug nicht fromm:Wann i komm, wann i komm,wann i wiederkomm!Doch er kam nie wieder.
Ich … weiß.Oftwar´s nur ein Lachen, ein Handdruck von dir,oder ein Härchen, ein bloßes Härchen, das dir der Wind los ins Genickgeweht,und all mein Blut gärte gleich auf, undall mein Herz … schlug nach dir!Dich haben, dich halten,dich halten … und … haben,ganz und … nackt, ganz … und nackt!Und heute, heute,zum … ersten … Mal,untenam blaublink, unten am blaublank, unten am blauflinksilberwellchenzitterigen,silberwellchenflitterigen, silberwellchenglitterigen,abgelegen,sanftgeschwungen, wiesenwaldeinsamrunden, sommerlauen, sommerwarmen, sommerlindenSee,glanzglitzernd im Mittag,zwischen lichten,spielenden, tief hangendenWeiden, Weißerlen und Blütenkolbenschilfvon freier,luftiger thymianduftigerHügelkammhöhe,heute,plötzlich,sah ich … dich so.Ganz und … nackt! Ganz … und nackt –Ganz … und … nackt!Und … mein … Herzstand still.Wunschlos.Vor … Glück.Und es war keine Welt mehr,nichts, nichts,nichts!Es … warnur noch … Sonne! … Nur noch … Sonne! … nur nochSonne!So schön … warst … du!
Die Nacht liegt in den letzten Zügen,der Regen tropft, der Nebel spinnt . . .Oh, daß die Märchen immer lügen,die Märchen, die die Jugend sinnt!Wie lieblich hat sich einst getrunkender Hoffnung goldner Feuerwein!Und jetzt? Erbarmungslos versunkenin dieses Elend der Spelunken –O Sonnenschein, o Sonnenschein!Nur einmal, einmal noch im Traumelaß mich hinaus, o Gott, hinaus!Denn süß rauscht´s nachts im Lindenbaumevor meines Vaters Försterhaus.Der Mond lugt golden um den Giebel,der Vater träumt von Mars-la-Tour,lieb Mütterchen studiert die Bibel,ihr Nestling koloriert die Fibel,und leise, leise tickt die Uhr!O goldene Lenznacht der Jasminen,O wär´ ich niemals dir entrückt!Das ewige Rädern der Maschinenhat mir das Hirn zerpflückt, zerstückt!Einst schlich ich aus dem Haus der Väternachts in die Welt mich wie ein Dieb,und heut – drei kurze Jährchen später? –Wie ein geschlagner Missetäterschluchz´ ich: Vergib, o Gott, vergib!Wozu dein armes Hirn zerwühlen?Du grübelst, und die Weltlust lacht!Denn von Gedanken, von Gefühlen,hat noch kein Mensch sich sattgemacht!Ja, recht hat, o du süße Mutter,dein Spruch, vor dem´s mir stets gegraust.Was soll uns Shakespeare, Kant und Luther?Dem Elend dünkt ein Stückchen Buttererhabner als der ganze Faust!
Zwischen Gräben und grauen Hecken, den Rockkragen hoch, die Hände in den Taschen, schlendre ich durch den frühen Märzmorgen. Falbes Gras, blinkende Lachen und schwarzes Brachlandso weit ich sehn kann. Dazwischen, mitten in den weissen Horizont hinein,wie erstarrt, eine Weidenreihe. Ich bleibe stehn. Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben. Nur die Luft und die Landschaft. Und sonnenlos, wie den Himmel, fühl ich mein Herz! Plötzlich ein Klang, Ich starre in die Wolken. Über mir, jubelnd,durch immer heller werdendes Licht, die erste Lerche!