Die Nacht liegt in den letzten Zügen,
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
der Regen tropft, der Nebel spinnt . . .
Oh, daß die Märchen immer lügen,
die Märchen, die die Jugend sinnt!
Wie lieblich hat sich einst getrunken
der Hoffnung goldner Feuerwein!
Und jetzt? Erbarmungslos versunken
in dieses Elend der Spelunken –
O Sonnenschein, o Sonnenschein!
Nur einmal, einmal noch im Traume
laß mich hinaus, o Gott, hinaus!
Denn süß rauscht´s nachts im Lindenbaume
vor meines Vaters Försterhaus.
Der Mond lugt golden um den Giebel,
der Vater träumt von Mars-la-Tour,
lieb Mütterchen studiert die Bibel,
ihr Nestling koloriert die Fibel,
und leise, leise tickt die Uhr!
O goldene Lenznacht der Jasminen,
O wär´ ich niemals dir entrückt!
Das ewige Rädern der Maschinen
hat mir das Hirn zerpflückt, zerstückt!
Einst schlich ich aus dem Haus der Väter
nachts in die Welt mich wie ein Dieb,
und heut – drei kurze Jährchen später? –
Wie ein geschlagner Missetäter
schluchz´ ich: Vergib, o Gott, vergib!
Wozu dein armes Hirn zerwühlen?
Du grübelst, und die Weltlust lacht!
Denn von Gedanken, von Gefühlen,
hat noch kein Mensch sich sattgemacht!
Ja, recht hat, o du süße Mutter,
dein Spruch, vor dem´s mir stets gegraust.
Was soll uns Shakespeare, Kant und Luther?
Dem Elend dünkt ein Stückchen Butter
erhabner als der ganze Faust!