Mich führt allmorgen mein AndachtsgangDurch die leuchtenden Wiesen zum BaumAm Saum des Walds zu der einsamen Bank,Sie steht dort als wie im Traum.Waldboden, schattig, doch sonnfleckenhell,Du bist hier noch schimmernde Au,Waldanfang und -Ende durchmurmelt vom Quell,Dem Auge seligste Schau.O Grün der Wiesen, o Grün des Walds,Bin ich denn wert euch zu sehn?Schweig! rauscht der Wald, lausch uns, so schallt´s,Dann wird dir das Wunder geschehn!Da kam den sonnigen WiesenpfadEin Weib aus dem Volke daher,Bekreuzt sich, da sie den Wald betratAls ob er die Kirche wär!So trat sie ins Waldesrauschen hinein.Doch ich hab´ am Waldsaum gekniet:Du Wiese und Wald, ihr macht mich noch rein!Eine Träne fällt mir vom Lid …
Es gibt eine Art von stillen Gedichten,Die nichts erfinden und nichts berichten,Die wie mit schlanken, blassen, weichenFingern über die Stirn dir streichen,Die wie ein Hauch mit zagem WehnTräumend öffnen der Seele TürenUnd schwebend durch deine Seele gehn,Worte hauchend im Verwehn,Die dich jählings zu Tränen rühren.
An Tagen, da der Schwermut breite SchwingenOb meiner Seele eb´nen Planen schweben,Beugt sich der Stamm des Lebensbaums zur Erde.Aus solcher Zeit trägt meine Stirne FurchenUnd tief´re Narben mein empfindsam Herz,Als aus dem Schlachtgetös´ des thätigen Lebens.An solchen Tagen weiß ich mit Entsetzen,Daß alle Kunst nur Spiel und Thorheit ist,Den Greisenblick zum Kindesblick zu fälschen;Daß nie das Rauschen eines HeldenliedsAus Memmen Helden schuf; daß Bösewichter,Im Schauspielhause vor der Szene sitzend,Des falschen Pathos lächeln, das sie feiert;Daß dieser Dirne Lachen Eva lachte,Und Kain, der vor Millionen dunklen JahrenDen Bruder Abel schlug, noch lebt und haßt.An solchen Tagen bin ich ohne HoffnungUnd flüchte mich zum Lied, wie oft im KriegeIn Gärten das Entscheidungsmorden wütet.Heut´ aber, da der Schwermut SchwingenschlagVon fernher meiner Seele Halme beugt,Heut´ lad´ ich dich, die du voll Sonne bist,Zu mir ins Haus: bring´ mir die Sonne mit.Noch lechzt mein Herz nach Licht. Kommst du zu spät,So liegt mein Haus in Nacht. Kommst du zur Zeit,So wollen wir die Krüge roten WeinsMit Rosen kränzen. Aber spute dich !Ich war zu lang´ allein: die EinsamkeitSchreit schon nach ihrer Schwester, nach der Schwermut.
In den Strahlen des Monds, die zur Erde staunen,Ist mein Gärtchen ein herrlicher Garten geworden,Voll Blumen der seltensten Arten geworden,Die Märchen duften und Düfte raunen.Und mein blühender, glühender GoldregenstrauchLäßt zu des Pfades silbernen Kieseln,Wie ein Springbrunn, die Goldtropfen niederrieseln,Und die Tropfen verstäuben berauschenden Hauch.Und mir ist und ich kann mich nimmer besinnen;Will den Goldregen sacht auseinanderbiegen,Ob nicht eine Danae da mag liegen,Den mondweißen Leib an mich zu schmiegen;Und daß ich heut Nacht sie mir könnte gewinnen…
Nach dem Rausche dieser Stunden,Dieser seligen Sekunden,Dem Verflackern meiner Glut:Sänftigt sich des Herzens Klopfen,Und es fällt ein dunkler TropfenReue in mein rotes Blut…
Das Märchen vom Glück, das ich euch sag´,Dauert gerad´ einen Herzensschlag;Dürft drum mein Märchen nicht töricht schelten,So tief ihr´s faßt, so tief wird´s euch gelten!Und dies ist mein Märchen: Das echte GlückBleibt nur gerad´ einen Augenblick.Einmal hat´s einer am Ärmel genommenUnd hielt´s gefangen in seinem Haus,Da hat es grau-graue Haare bekommen;Und wie das Glück graue Haare bekommen,Da sah es genau wie das Unglück aus …Mein Märchen, es dauert so lang´ wie das Glück:Einen Herzensschlag; einen Augenblick.