von einem in der Hitze der Begeisterung mit einem
Johann Friedrich Löwen
Federmesser sich selbst geblendeten Dichter, nebst einem
angehängten wohlmeinenden Warnungsmittel
Ein Geist, den man schon viele Jahre
Gedruckt bei Käsekrämern fand,
Der bei dem Altar und der Bahre
Im Sold als Tagelöhner stand;
Verstieg sich, weil er viel geschmieret,
Zur Epopee, zum Trauerspiel,
Und sang, wie´s Dichtern itzt gebühret,
Auch in Hexametern sehr viel.
Zwar trafen schreckliche Gerichte
Des strengen Tadels seinen Witz;
Es donnerte auf die Gedichte,
In jede Zeile schlug ein Blitz.
Vom Tadel wund, ging es dem Sänger
Wie dem, den die Tarantel sticht;
Der tanzet heftiger und länger,
Der schrieb ein längeres Gedicht.
Durch Wunder, Galgen, Schwert, und Räder
Hat er das Mitleid oft erweckt;
Denn in den Fingern und der Feder
Saß ihm Begeistrung und Affekt.
Itzt, da die Heldin seiner Bühne
Wie sich´s gebührt, affektenvoll,
Mit einer Eumenidenmiene
Die Haare sich ausraufen soll;
Itzt, itzt wird sein Affekt auch größer -
Der Kiel wird stumpf - er nimmt voll Wut
Sein ungeheures Federmesser -
Und die Begeisterung will Blut!
Der Stahl, geschärft auf blankem Leder,
Fuhr aus der Scheide wild heraus,
Fuhr durch die Nase von der Feder,
Von dort ins Aug, und stieß es aus.
Laß dies Exempel viele rühren,
Mein dichterreiches Vaterland!
O habt, kein Auge zu verlieren,
Affekt im Kopf, nicht in der Hand.