Nächtlich oft in wachen Träumen Steiget vor mir auf dein Bild, Schaut mich an so tief und innig Mit den Augen braun und mild. Mit den großen Kinderaugen, Die ich oft dir zugeküßt; Und mir ist, als ob ich wieder Sie mit Küssen schließen müßt´. Als sie langsam untergingen In der Flut der Todesnacht, Hast du wohl, nach Osten schauend, Noch einmal an mich gedacht. Ach! nicht ich hab´, als du starbest, Weinend mich herabgebückt Und die treuen Augen dir zum Ew´gen Schlummer zugedrückt. Wie! nun können sie nicht schlafen, Die nicht Liebe zugethan; Und sie öffnen sich und schaun mich Vorwurfsvoll und bittend an.
Geh´ still auf deinen Wegen,Wie auch die Menge schilt,Du trägst in dir den Segen,Der alles Leid vergilt.Ob sich die Menschen zeigen,Auch klein und liebelos,Der Menschheit bleib´ treu eigen,Die ist so schön und groß.
Wie ich dich liebe,Soll ich dir sagen?Wie ich dich liebe,Kannst du mich fragen?O du mein Alles,Das ich nicht lasse!Einz´ger GedankeDen ich noch fasse!Weil ich die liebe,Kann ich´s nicht sagen;Kann ich nur stumm dieSeligkeit tragen.Schau mir in´s AugeLaß´ dich umfassen –Wirst mir die Antwort,Liebster, erlassen.Wie das im HerzenWonniglich wühlet,Daß kann nur sagenWer es nicht fühlet.
Wenn ich im stillen Friedhof geh´,Wird mir so schwer zu Herzen,Daß man die treuste Menschenbrust,Die mitgetragen Leid und Lust,So eilig kann verschmerzen.Gras wächst darüber, ach wie bald!Das Grab wird selber heiter.Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,So geht ein Leben aus der Welt –Die Vögel singen weiter.O Menschenherz mit deinem Stolz!Was flüstern die Cypressen?"Wir stehn auf einem schmalen Raum,Darunter liegt ein Herze kaum,So ist es schon vergessen."
O sel´ger Tag! O sel´ge Lust!Mein bist du! Wie ein junger Held,So lieg´ ich stolz an deiner Brust,Als läg´ ich an der Brust der Welt.Stumm darf ich ruh´n an deinem Mund,Bis ich versinke ganz in dir;Das Meer der Lust ist ohne GrundUnd schlägt zusammen über mir.
Im Banne deiner Augenverweilte ich manche Stunde,doch hast du nie geschauetin meiner Seele Grund.Nie hast du dich gebeugetüber meines Herzens Weh,Dein Bild darin zu sehenwie in tiefer dunkler See.Nie hat an meinem BusenDein liebes Haupt gelauscht,wie heimlich in der Tiefedie Liebe klingt und rauscht.Die Perle ruht im Meere,der Edelstein im Schacht -kehr ein, du heißgeliebte,in meines Busens Nacht!Ihm ist von allen tiefenan Reichtum keine gleich -in meinem Herzen, dann liegt dirvon Liebe ein König Reich.
So hat sie wirklich mich verlassen?Sie ging hinweg und kehrt nicht mehr?O Gott! Wie ist die Welt so leer!Ich wanke heim die düstern Gassen.Ich wanke heim die düstern Gassen;O Gott wie ist die Welt so toll! -Kann sie zwei Herzen, liebevoll,Nicht ruhig bei einander lassen?
Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, bevor wir gehn! Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen, Als Zehrung bis zum Wiedersehen. Ob wir auch enger uns umfassen, Die Arme schlingen wie ein Band: Es gilt zu scheiden und zu lassen, Und nicht zu ketten Hand in Hand. So wandle denn die Bahn der Schmerzen, Und weine nicht und denke mein; Leb wohl, leb wohl! Reiß Herz vom Herzen! Die Liebe wird dein Engel sein. Sie schütze dich auf deinen Wegen, Daß ich dich fröhlich wiederseh´- Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, und nun ade!