Nächtlich oft in wachen Träumen Steiget vor mir auf dein Bild, Schaut mich an so tief und innig Mit den Augen braun und mild. Mit den großen Kinderaugen, Die ich oft dir zugeküßt; Und mir ist, als ob ich wieder Sie mit Küssen schließen müßt´. Als sie langsam untergingen In der Flut der Todesnacht, Hast du wohl, nach Osten schauend, Noch einmal an mich gedacht. Ach! nicht ich hab´, als du starbest, Weinend mich herabgebückt Und die treuen Augen dir zum Ew´gen Schlummer zugedrückt. Wie! nun können sie nicht schlafen, Die nicht Liebe zugethan; Und sie öffnen sich und schaun mich Vorwurfsvoll und bittend an.
Nun liebst Du tief im Grunde Und schlummerst Nacht und Tag – Es traf mich diese Kunde Als wie ein Keulenschlag. Und glaubt ich dich verloren, Verschwunden ohne Frist – Scheinst du mir neu geboren, Seit du gestorben ist. Nun blick ich unabwendig In die Vergangenheit – Da wirst du mir lebendig In deiner Lieblichkeit. Doch statt nach fernen Landen Bist du jetzt ganz verreist – Jetzt hab ich erst verstanden, Ach! Was verlieren heißt.
Im Banne deiner Augenverweilte ich manche Stunde,doch hast du nie geschauetin meiner Seele Grund.Nie hast du dich gebeugetüber meines Herzens Weh,Dein Bild darin zu sehenwie in tiefer dunkler See.Nie hat an meinem BusenDein liebes Haupt gelauscht,wie heimlich in der Tiefedie Liebe klingt und rauscht.Die Perle ruht im Meere,der Edelstein im Schacht -kehr ein, du heißgeliebte,in meines Busens Nacht!Ihm ist von allen tiefenan Reichtum keine gleich -in meinem Herzen, dann liegt dirvon Liebe ein König Reich.
Die alten Pfaffen, die laß ich in Ruh,Die stahlen noch den Reichen das LederUnd flickten den Armen damit die Schuh.Doch mit den heut´gen bleib mir zu Hauis;Ob auf der Kanzel, ob auf dem Katheder,Ein umgekehrter Crispin ist ein jeder:Zwar haben sie nicht verlernt das Gemaus –Doch stehlen sie jetzt den Armen das LederUnd machen den Reichen Schuhe daraus.
Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, bevor wir gehn! Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen, Als Zehrung bis zum Wiedersehen. Ob wir auch enger uns umfassen, Die Arme schlingen wie ein Band: Es gilt zu scheiden und zu lassen, Und nicht zu ketten Hand in Hand. So wandle denn die Bahn der Schmerzen, Und weine nicht und denke mein; Leb wohl, leb wohl! Reiß Herz vom Herzen! Die Liebe wird dein Engel sein. Sie schütze dich auf deinen Wegen, Daß ich dich fröhlich wiederseh´- Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, und nun ade!
So hat sie wirklich mich verlassen?Sie ging hinweg und kehrt nicht mehr?O Gott! Wie ist die Welt so leer!Ich wanke heim die düstern Gassen.Ich wanke heim die düstern Gassen;O Gott wie ist die Welt so toll! -Kann sie zwei Herzen, liebevoll,Nicht ruhig bei einander lassen?
O Röslein, schön und jugendlich,Auf deinem Dornenreise!Gleich einer Biene schwebt um dichMein Lied und flüstert leise:Ich liebe dich mit Weh und Lust,Du Blume meiner Schmerzen!Die Rose trag ich an der BrustUnd ach! den Dorn im Herzen.
Jüngst sagt ich dir mit kühnem ScherzenEin Liebeswort von trautem Schall,Das klingt mir fort und fort im HerzenUnd schlägt wie eine Nachtigall –Das trillert ohne Rast und Ruh´:Du Liebe du!Gern möcht´ ich dir es öfter sagen,Dies holde Wort, so treu gemeint;Gar lockend ist´s, mit süßem ZagenZu wagen, was verboten scheint –Vergönne, daß ich´s wieder tu´:Du Liebe du!Dürft´ ich dich so im Ernste nennen!Dürft´ all mein Ich im Du vergehen!Im freien, freudigen Bekennen,Wie gut sich Herz und Herz verstehen –O laß mich sagen immerzu: Du Liebe du!
Wie ich dich liebe,Soll ich dir sagen?Wie ich dich liebe,Kannst du mich fragen?O du mein Alles,Das ich nicht lasse!Einz´ger GedankeDen ich noch fasse!Weil ich die liebe,Kann ich´s nicht sagen;Kann ich nur stumm dieSeligkeit tragen.Schau mir in´s AugeLaß´ dich umfassen –Wirst mir die Antwort,Liebster, erlassen.Wie das im HerzenWonniglich wühlet,Daß kann nur sagenWer es nicht fühlet.