– Eine tiefste heiligschöne KammerIm Herzen gibt´s, die kein Verräther kennt.Die führt den Räthselnamen: Freud´ in Jammer!Da ist es, wo ein Feuerlichtlein brennt,Hell, ungestört von der Zerstörung Hammer!Wie der auch frech die treue Burg berennt!Für unser Liebstes in Entbehrung dulden,O, aller Wonnen Wonn´, o Huld der Hulden!
Wenn alles eben käme,Wie du gewollt es hast,Und Gott dir gar nichts nähmeUnd gäb´ dir keine Last,Wie wär´s da um dein Sterben,Du Menschenkind, bestellt?Du müßtest fast verderben,So lieb wär´ dir die Welt!Nun fällt – eins nach dem andern –Manch süßes Band dir ab,Und heiter kannst du wandernGen Himmel durch das Grab;Dein Zagen ist gebrochen,Und deine Seele hofft. –Dies ward schon oft gesprochen,Doch spricht man´s nie zu oft.
Wenn deine Seel´ in banger TrauerGar keinen Ausweg finden kann,So denk´ der trüben Morgenschauer,Die stets dem Lichte zieh´n voran.Doch bald entsteigt dem Meer die Sonne,Die Schöpfung rings ist neu erwacht,Und jeder Schauer wird zur Wonne,Und deine Seele singt und lacht.
Wie langsam, Schnee, du niedersinkst,Ein feiernd stiller Chor,Und dann als reiner SilberflorWeit auf der Eb´ne blinkst.Mir wird, als stieg in HerrlichkeitDer Engel Schar herabUnd deckte weit das ErdengrabMit reinem Feierkleid.Da keimen Blumen drunter ausVoll Auferstehungsmacht,Und strahlen einst in LiebesprachtDurch´s ew´ge Himmelshaus.
Allem schöne gute Nacht,was da schläft und was noch wacht:Kindern goldne Weihnachtsbäume,Knaben Kampf- und Minneträume,Jungfraun reiner Unschuld Walten,Dichtern glänzende Gestalten,Müttern aus prophet´schen Bronnenihrer Kinder Künf´ge Wonnen,Männern hoher Taten Mahnung,Greisen nahen Friedens Ahnung;allem schöne gute Nacht,was da schläft und was noch wacht!
Der junge Held Dietrich von Bernhatt´ edle Sprüch und Rätsel gern.Da sprach der alte Hildebrand,sein weiser Meister, wohlbekannt,des Abends bei der Herdesruh einstmalen ihm auch dieses zu:"Wer ist gar müde, starr und karg,freudlos wie ein verschloßner Sarg?Wer sehnt sich hold zum Himmel auf,Stellt nach dem Christ den Lebenslauf?Wer sinkt in Erdenlust und Not,vergißt all göttliches Gebot?Nun rate, wer da raten kann!Das alles ist ein einz´ger Mann."Errötend sprach Herr Dieterich:"Ach lieber Meister das bin ich!" –"Ja", sprach der Meister ernstgesinnt;"doch ist es auch all Menschenkind."