Du hast in einer StundeMir soviel Glück gegeben,Nie kann mein ganzes LebenGlücklicher sein!Ich will sie mir erhaltenIn meiner Seele Grunde,Wie einen edlen altenKöstlichen Wein.Einst in den bösen TagenDer Sorgen und SchmerzenHol ich herauf aus dem HerzenDie Stunde mir.Dann werd ich sie neu genießenUnd alles wird sie versüßenUnd mich berauschend tragenZurück zu dir.
Mit Leib und Seel Manchmal im Traume meiner NachtUmschling´ ich sie mit tiefer GlutIn ihrer ganzen nackten PrachtUnd tu, was heiße Liebe tut …Doch wenn sie dann am Tage mirBegegnet, keusch und rein wie je,Schäm´ ich so bitter mich vor ihr,Daß ich ihr kaum ins Auge seh´.Sie aber lächelt still und fein,Als wüßte sie, was ich verhehl Und spräche: Kann es anders seinWenn du mich liebst mit Leib und Seel´?Und hast du nie daran gedacht,So keusch ich dir am Tage schien,Ob nicht die Träume meiner NachtDieselben irren Wege ziehn?
In dem tiefen, dunklen, weichenMutterschoß der JuninachtLiegt der Sommer eingeschlummertUnd die Sternenhände streichenÜber seine Schläfen sacht.Seine Schläfen glühn noch immerVon des Tages Spiel und TanzUnd vom Sonnenlichtgefunkel –Sie erfüllen selbst das DunkelMit geheimnisvollem Glanz.Leis auf unsichtbaren SchwingenDurch die tiefe Stille ziehtNur des Schläfers heißer AtemUnd der Nachtigallen Singen,Wie ein Mutterwiegenlied.
Wenn dich einmal eine StundeDeine Sühne finden ließ,Segne Sie! die dich mit Flammen,Dich und deine Schuld zusammenAus dem Paradiese stieß!Denn im letzten Tiefen GrundeAller Süßigkeit der LustRuht das unbewußte Wissen,Daß du sie mit BitternissenEinst zurückbezahlen mußt.
Wo ich geh´ und stehe,Jede Scholle Erde,Über die ich schreite, –Von meiner Liebe geweiht!Alle Näh´ und Weite,Die ich um mich sehe,Gab wie mein GefährteEinst meiner Liebe Geleit.Nun ich einsam gehe,Reden alle Steine,Straßen, Plätze, HaineVon meiner Liebe Zeit!Tröstend nimmt die warmeHolde Näh´ und FerneMich in ihre Arme,Daß ich vergessen lerneMeiner Liebe Lied.
Ich liebe dich – und muß dir doch entsagen!Wie viele Süße und wie vieles Leid,Wie viele schmerzdurchbohrte SeligkeitDie armen, herben Worte in sich tragen!In Ketten ist mein stürmisch´ Herz geschlagen,Und keine Gnade gibt es, die befreit,Und keine Hoffnung, die ihm Flügel leiht –Nur leiden darf es, doch es darf nicht klagen.So folgt es dir wie ein getreuer Hund.Und eines Tages wirst du es verjagenWie einen lästigen Hund – und es vergessen.Und für die Liebe, jahrelang getragen,Wird sich nicht einmal – einmal nur dein MundAuf meine stummgebliebnen Lippen pressen.
In den wissenden Augen schöner Frauen,Die der Liebe Wunder und Winden kennen,Wohnt ein rätselhaftes und süßes Grauen,Wie von Gluten, die unter dem Boden brennen.Ahnend fühlst du tief verborgene BrändeLauernd schlummern unter den Aschedecken,Bis befreiende, luftgewährende HändeSie zu rotlebendigen Flammen wecken.Schaust du in die Augen von solchen Frauen,Dann erfaßt dein Herz das tolle Begehren,Zu entfesseln die Loh´n und zu erschauen,Wie sie flammen – und sich und dich verzehren…
Ach, daß ich verpaßt, verpaßt die Zeit,Da die Welt so offen noch war und so weit,Und die Weiber so heiß und mein Herz so toll,Und die Brüste so weiß und die Lippen so voll!Die Tafel des Lebens war reich besetzt,Und alles hat sich an ihr ergetzt…Nur ich lag draußen wie ein HundMit hungrigem Herzen und lechzendem Mund.Nun klafft die Tür … Und hinein! – In der LuftLiegt noch von all dem Süßen der Duft!Doch glatt sind die Platten, die Becher leer –Nur welke Rosen liegen umher.Und das Alter mit grämlichem AngesichtRäumt ab die Tafel und höhnt und spricht:– Zu spät, mein Hündchen! Hinaus! Hinaus!– Und der Tod löscht lächelnd die Lichter aus…
Falter haben keine Tugend –geb´ ich zu;Sie genießen ihre Jugendganz schmafu!Rauben allen BlumenseelchenGlück und Ruh,Halten selbst in LilienkelchenRendezvous.Aber denkt, ein Falterleben,liebe Leut´,Ist ja nur ein kurzes Schwebenüberm Heut´.Darum laßt sie doch genießen,wie sie´s freut,Alles was in Wald und Wiesenschnell sich beut.Freilich, besser hat´s die Schnecke,der ›nach Brehm‹Auch der Aufenthalt im Dreckeangenehm;Sie genießt das Leben gründlichund bequem,Tugendhaft sowohl als sündlich –je nachdem.Doch erregt ihr wüstes Schleimennie Skandal,Denn sie tut es im Geheimenallemal;Nur der Falterflug, der kecke,macht ihr Qual,Weil er ›offen buhlt‹ … Die Schneckehat Moral!
Die Nächte sind an Glut so reichUnd doch so kühl wie kluge Fraun,Die nicht dem ersten besten gleichIhr ganzes heißes Herz vertraun.Doch wer sie kennt und liebeskühnZu Boden rang die stolze Scheu,Dem geben sie sich selig hin,Dem sind sie tief verschwiegen treu.Die Sonne prunkt in frecher PrachtMit ihrer Buhlen lautem Schwarm,Doch lieb und leise legt die NachtUm einen stillen Freund den ArmUnd küßt ihn wild und doch so weichUnd läßt ihn süße Wunder schaun,Und öffnet ihm das Himmelreich –– Die Nächte sind wie kluge Fraun.