Falter haben keine Tugend –geb´ ich zu;Sie genießen ihre Jugendganz schmafu!Rauben allen BlumenseelchenGlück und Ruh,Halten selbst in LilienkelchenRendezvous.Aber denkt, ein Falterleben,liebe Leut´,Ist ja nur ein kurzes Schwebenüberm Heut´.Darum laßt sie doch genießen,wie sie´s freut,Alles was in Wald und Wiesenschnell sich beut.Freilich, besser hat´s die Schnecke,der ›nach Brehm‹Auch der Aufenthalt im Dreckeangenehm;Sie genießt das Leben gründlichund bequem,Tugendhaft sowohl als sündlich –je nachdem.Doch erregt ihr wüstes Schleimennie Skandal,Denn sie tut es im Geheimenallemal;Nur der Falterflug, der kecke,macht ihr Qual,Weil er ›offen buhlt‹ … Die Schneckehat Moral!
Ich weiß es wohl, was mir dein kühler KußGeheim verrät,Daß all mein Wünschen hier entsagen muß –Es ist zu spät.Wenn auch dein müdes Herz ein letztes GlückNicht ganz verschmäht,Verlornes Leben bringt kein Kuß zurück –Es ist zu spät.Manchmal im Herbst von Blüten steht ein StrauchNoch übersät –Sie werden nie zur Frucht – und wissens auch …Es ist zu spät.
Ich liebe dich – und muß dir doch entsagen!Wie viele Süße und wie vieles Leid,Wie viele schmerzdurchbohrte SeligkeitDie armen, herben Worte in sich tragen!In Ketten ist mein stürmisch´ Herz geschlagen,Und keine Gnade gibt es, die befreit,Und keine Hoffnung, die ihm Flügel leiht –Nur leiden darf es, doch es darf nicht klagen.So folgt es dir wie ein getreuer Hund.Und eines Tages wirst du es verjagenWie einen lästigen Hund – und es vergessen.Und für die Liebe, jahrelang getragen,Wird sich nicht einmal – einmal nur dein MundAuf meine stummgebliebnen Lippen pressen.
Mit Leib und Seel Manchmal im Traume meiner NachtUmschling´ ich sie mit tiefer GlutIn ihrer ganzen nackten PrachtUnd tu, was heiße Liebe tut …Doch wenn sie dann am Tage mirBegegnet, keusch und rein wie je,Schäm´ ich so bitter mich vor ihr,Daß ich ihr kaum ins Auge seh´.Sie aber lächelt still und fein,Als wüßte sie, was ich verhehl Und spräche: Kann es anders seinWenn du mich liebst mit Leib und Seel´?Und hast du nie daran gedacht,So keusch ich dir am Tage schien,Ob nicht die Träume meiner NachtDieselben irren Wege ziehn?
In dem tiefen, dunklen, weichenMutterschoß der JuninachtLiegt der Sommer eingeschlummertUnd die Sternenhände streichenÜber seine Schläfen sacht.Seine Schläfen glühn noch immerVon des Tages Spiel und TanzUnd vom Sonnenlichtgefunkel –Sie erfüllen selbst das DunkelMit geheimnisvollem Glanz.Leis auf unsichtbaren SchwingenDurch die tiefe Stille ziehtNur des Schläfers heißer AtemUnd der Nachtigallen Singen,Wie ein Mutterwiegenlied.
Wenn dich einmal eine StundeDeine Sühne finden ließ,Segne Sie! die dich mit Flammen,Dich und deine Schuld zusammenAus dem Paradiese stieß!Denn im letzten Tiefen GrundeAller Süßigkeit der LustRuht das unbewußte Wissen,Daß du sie mit BitternissenEinst zurückbezahlen mußt.
Du hast in einer StundeMir soviel Glück gegeben,Nie kann mein ganzes LebenGlücklicher sein!Ich will sie mir erhaltenIn meiner Seele Grunde,Wie einen edlen altenKöstlichen Wein.Einst in den bösen TagenDer Sorgen und SchmerzenHol ich herauf aus dem HerzenDie Stunde mir.Dann werd ich sie neu genießenUnd alles wird sie versüßenUnd mich berauschend tragenZurück zu dir.
Für zwei Dinge hier auf ErdenSchwärmt der Weise kolossal,Um vor Schmutz bewahrt zu werden:Für Galoschen und Moral.Ja, die Gummischuhe tragenEinen sicher durch den Dreck,Und in andern LebenslagenDient Moral demselben Zweck.Wo es reinlich und manierlichZugeht in dem Jammertal,Läßt der Mensch zu Haus natürlichDie Galoschen und Moral.Wenn er dahingegen niederIn den Pfuhl des Lasters tritt,Nimmt er selbstverständlich wiederEines von den beiden mit.
Wo ich geh´ und stehe,Jede Scholle Erde,Über die ich schreite, –Von meiner Liebe geweiht!Alle Näh´ und Weite,Die ich um mich sehe,Gab wie mein GefährteEinst meiner Liebe Geleit.Nun ich einsam gehe,Reden alle Steine,Straßen, Plätze, HaineVon meiner Liebe Zeit!Tröstend nimmt die warmeHolde Näh´ und FerneMich in ihre Arme,Daß ich vergessen lerneMeiner Liebe Lied.
Wird man älter, wird man kälter!Notgedrungen, liebe Jungen,Weil die Lendenkräfte enden,Wenn der Rücken sich bejahrt!Ach, der Mädchen runde WädchenWürden freilich noch abscheulichUns erregen und bewegenZu Versuchen schlimmster Art.Stünde Kinder, nicht dahinterDer Kadaver! Unser braver,Jugendbarer TugendwahrerSpricht in strengem Tone dann:Pfui den wüsten Sinnenlüsten!Ich, der Alte, ich enthalteMich der Sünde! [Tugendgründe:Weil er leider nicht mehr kann!]